piwik no script img

Das Auto der Zukunft: intelligent und effizient

Der Twingo Smile von Greenpeace hat es schon 1996 gezeigt: Die Halbierung des Benzinverbrauchs ist möglich

BERLIN taz ■ Ein Auto, das auf hundert Kilometern nur drei Liter Benzin verbraucht, ohne auf Sicherheit, Komfort und Leistung zu verzichten sowie zu akzeptablen Kosten. Schon im Jahr 1996 stellte Greenpeace es der Öffentlichkeit vor.

Im Auftrag der Umweltorganisation bauten Schweizer Techniker ein Serienauto so um, dass es nur noch die Hälfte Sprit verbraucht. Aus einem Twingo Easy der Firma Renault wurde der Twingo Smile. Sein Kernstück: ein Zweizylinder-Viertakt-Ottomotor mit 358 Kubikzentimetern Hubraum, der den serienmäßigen Vierzylindermotor ersetzt. Der hocheffiziente kleinere Motor ermöglichte eine Gewichtsreduzierung um 195 Kilogramm. Weitere Kraftstoffeinsparung erzielte die windschnittige Karosserie. Das Ergebnis: ein Auto mit geringerem Verbrauch zu gleichen Kosten. Auf teure und komplizierte Materialien und Techniken wurde bewusst verzichtet. Die Emissionen des Smile betragen 78 Gramm Kohlendioxid je Kilometer, sagte Günter Hubmann von Greenpeace der taz. Doch warum wurde der Smile nicht in Serie gebaut?

Greenpeace hatte nie vor, ein eigenes Auto zu bauen, so Hubmann. „Wir wollten zeigen, dass der Benzinverbrauch fast jedes heutigen Modells mit geringen technischen Änderungen halbiert werden kann.“ Die Autoindustrie bemängelt jedoch die Sicherheitsstandards. „Der Smile ist ein in eine Richtung optimiertes Fahrzeug, ohne Rücksicht auf andere Komponenten“, sagte Ulrich Seifert, Vorstandsmitglied im Verein Deutscher Ingenieure, der taz. Das Fahrzeug verfüge weder über ein Antiblockiersystem (ABS) noch über Airbags. Die Sicherheitsstandards von heute seien damit nicht erfüllt. Auch Renault-Sprecher Rainhard Zirpel verwies auf Sicherheit und wirtschaftliche Aspekte. „Bei Renault hat es Überlegungen gegeben, wie man einen geringen Kraftstoffverbrauch umsetzen kann, ohne weitere Bedürfnisse zu vernachlässigen“, sagte er der taz. „Heute bauen wir sparsame Motoren, die flächendeckend eingesetzt werden können.“

Thomas Langrock vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hält den Verweis auf Sicherheitsmängel für Unsinn: „Der Smile erfüllte alle damaligen Sicherheitsanforderungen.“ Natürlich hätten sich die Anforderungen in den letzten zehn Jahren geändert. „Man kann sie aber auch beliebig erweitern“, so Langrock weiter. ABS beispielsweise sei kein Sicherheitsmerkmal. „Die Leute vertrauen darauf und fahren weniger vorsichtig.“ Ähnlich verhalte es sich mit der Karosserie und Geschwindigkeitsbeschränkungen. Langrock: „Wir brauchen Schutz vor einem übermächtigen Gegner. Denn die Autos werden immer größer, und auf deutschen Autobahnen gibt es nach wie vor kein Tempolimit.“ Greenpeace-Mitarbeiter Hubmann ergänzt: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: weg von ‚größer, schneller und vielen Extras‘, hin zu ‚effizienter und zukunftsfähiger‘.“ „Die Technik des Smile ist ansatzweise im Markt umgesetzt. Das ist der erste Schritt. Der zweite muss jetzt sein, sie flächendeckend einzusetzen.“ MIRJAM NEEBE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen