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LESERINNENBRIEFE

Edles Motiv

■ betr.: „Kirchen in Not“, taz vom 11. 8. 14

Man merkt dem taz-Kommentar die Ideologie der Gedanken sehr deutlich an. Die Kirchenaustritte seien der Tatsache geschuldet, dass sich die Welt verändert habe, die Kirche aber noch im Mittelalter verhaftet sei. Gleichzeitig schreibt Frau Schmollack sinngemäß, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) diesbezüglich moderner und weltoffener sei als die römisch-katholische Kirche (RKK). Wer nun die Gesetze der Logik kennt, dem müsste klar sein, dass die RKK dann deutlich stärker von Mitgliederschwund betroffen sein müsste. Es ist aber sogar eher das Gegenteil der Fall.

Die im Kommentar geäußerte Begründung steht also auf einem wachsweichen Fundament. Wenn es im Zusammenhang mit dem Kapitalertragssteuerthema tatsächlich vermehrt zu Kirchenaustritten gekommen ist, dann liegt das materielle Motiv beinahe auf der Hand. Es ist für alle, die aus der Kirche austreten wollen, aber immer sehr praktisch, wenn die Medien ihnen ein edleres Motiv zur Verfügung stellen. Natürlich ist in einer freien Welt auch die materielle Motivation legitim. Öffentlich präsentabler ist die ideologische, welche aus dem Kommentar von Frau Schmollack hervorgeht, aber allemal. EWALD BECK, Bad Homburg

Schluss mit kirchlichen Grillfesten

■ betr.: „Tierschutz: Pfarrer fordert Engagement“, taz vom 11. 8. 14

Gott sei Dank gibt es einen Pfarrer Friedrich Laker, der es wagt, die Kirche öffentlich zu mehr Tierschutz aufzufordern. Es ist überfällig, dass die Kirche nach unendlich vielen Jahren des Schweigens und der kirchlichen Grillfeste nun endlich ihr Herz für die Wehrlosesten unter Gottes Geschöpfen entdeckt. Schließlich findet man auch in der Bibel Texte, die zum Schutz der Tiere aufrufen, so im Alten Testament: „Wer Gott gehorcht, kümmert sich um das Wohl seiner Tiere, wer Gott missachtet, hat kein Herz für sie.“ Auch für Papst Franziskus, der sich nach dem Tierschützer Franz von Assisi benannt hat, wäre es an der Zeit, sein Herz für die weltweit geschundenen Mitgeschöpfe zu entdecken und seine Stimme zu erheben.

ANJA HALLERMANN, Braunschweig

Meereswindparks sind überflüssig

■ betr.: „Neuer Windpark entsteht vor Sylt“, taz vom 12. 8. 14

Trotz ständiger Rückschläge und stetiger Verteuerungen ist ein neuer Windpark vor Sylt geplant. Außerdem, und das ist das eigentlich Absurde daran, sind Meereswindparks für eine dezentrale erneuerbare Energieversorgung nicht notwendig. Die veranschlagten Investitionskosten von 1,2 Milliarden Euro und die zusätzlichen Förderkosten wären in der Repowering der Windkraft an Land und in dem Ausbau der Solarenergie sinnvoller angelegt.

Vor allem wären regional verteilte sowie Ost-/West-ausgerichtete Solarstromanlagen zu fördern. Dies hätte erhebliche Vorteile für das Stromsystem: Eine gleichmäßigere Einspeisung von Solarstrom, ein geringerer Ausbau der Verteilnetze und geringere Anforderungen an die übrigen Kraftwerke. ARTUR BORST, Tübingen

taz lesen in tristen Landstrichen

■ betr.: „Hefte raus, lockermachen“, taz vom 9. 8. 14

Ihr Artikel in der vergangenen Wochenendausgabe der taz ist wahrhaftig mit einem derben Humor durchzogen. Das kann man mögen, oder nicht. Was mich jedoch sehr geärgert hat, ist Ihre Aussage in dem Kästchen mit der Überschrift „Hunde und Freunde sind wichtig“. Hier sprechen Sie von Peublierung trister Landstriche wie Ostdeutschland oder Westfalen.

Ich habe diese Aussage beim Lesen als sehr herabwürdigend empfunden. Es ist wirklich schade, dass es noch Menschen gibt, die in Ost-West-Kategorien denken. Zumal, wenn man es genau betrachtet, würde ich Ostdeutschland nicht als Landstrich betrachten. Sie nehmen hier (auch wenn es witzig gemeint sein soll) eine Verallgemeinerung vor, die ich so nicht akzeptieren möchte. Ich hoffe, dass Sie trotz ihrer Art von Humor bei den nächsten Artikeln etwas feinfühliger und differenzierter mit solchen Begrifflichkeiten und Aussagen umgehen. Denn auch in den entlegensten und tristesten Landstrichen wird man die taz kritisch lesen. LIANE DOTZAUER, Berlin

Nicht an Inklusion interessiert

■ betr.: „Los geht’s mit Inklusion“, Leserbrief vom 12. 8. 14

Ein Wandel der Schulstruktur mit bedürfnisorientiertem Unterricht und einer Haltung, die Diversität als Bereicherung, nicht als Belastung sieht, wäre zwingend notwendig, um nachhaltig eine Veränderung der Gesellschaft zu bewirken. „Miteinander voneinander lernen“ wäre das Geheimrezept.

Eine Gesellschaft, die bisher ohne jedes Störgefühl zulässt, dass sich Menschen mit Behinderungen von ihren nicht behinderten ArtgenossInnen ihren „Assistenzbedarf“ und „Pflegeaufwand“ minutiös vorrechnen lassen müssen, damit RechenspezialistInnen ihnen aus dem Katalog die billigste Zuwendungsvariante heraussuchen können, macht nicht gerade den Eindruck, als wäre sie ernsthaft an Inklusion interessiert. Und solange Rechenoperationen, egal ob durch Zensuren in der Schule oder die Klassifizierung der Menschen in Pflegestufen, über unser Leben und unsere Zukunft bestimmen, wird sich nicht viel ändern können. „Miteinander“ muss man wirklich wollen, und zwar mit „allem“, ansonsten ist das wie: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ RITA-MARIA DONHAUSER, München

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