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„Bei jedem Wetter“

VORTRAG Die „Bremen“ beleuchtet kurz die Geschichte der modernen Seenotrettungskreuzer

Kai Steffen

■ 46, arbeitet in der Offshore-Industrie und bewahrte das Forschungslabor des Bremer Luftfahrtpioniers Henrich Focke vor dem Verfall.

taz: Was ist an Rettungsbooten interessanter als an anderen Schiffen, Herr Steffen?

Kai Steffen: Seenotrettungskreuzer können bei jedem noch so schlechten Wetter rausfahren, dabei auch schwersten Wellen nehmen und zugleich Menschen retten.

Unter ihrer Leitung wird gerade ein unter Denkmalschutz stehender Kreuzer saniert. Was ist an der „Bremen“ besonders?

Sie markiert den Beginn der Entwicklung moderner Seenotrettungskreuzer. Das, was wir da heute haben, wäre ohne die „Bremen“ nicht entstanden. Diese Boote liefen in den Nachkriegsjahren nicht halb so schnell wie heutige Rettungskreuzer, man musste sehen, dass sie schneller werden. Zunächst hat man versucht, ein altes Schiff umzubauen, um zu sehen, ob die neuen Konstruktionsprinzipien funktionieren. Danach konnte man modernere Schiffe bauen.

Was konnte die „Bremen“, was andere nicht konnten?

Es war das erste Schiff dieser Art mit Tochterboot, so dass man in der Lage war, bei Sturm ein kleines Beiboot zu Wasser zu lassen und auch wieder aufzunehmen. Die „Bremen“ war von 1931 an bis 1951 als Motorrettungsboot im Einsatz, wurde dann zwei Jahre lang umgebaut und war anschließend als Seenotrettungskreuzer vor Bremerhaven, Amrum und Hörnum im Einsatz. Mit elf Knoten war sie 1953 das leistungsfähigste Schiff der Flotte, moderne Kreuzer erreichen heute 30 Knoten.

Was passiert da jetzt?

Es bekommt seinen alten Anstrich zurück, wird von außen komplett korrosionsgeschützt und kommt dann in den Museumshafen nach Vegesack.

Sie sind als Retter des Focke-Windkanals bekannt geworden. Was verbindet Sie mit Rettungsbooten?

Mein großer Bruder ist auf so einem Rettungskreuzer gefahren, da hab ich mich irgendwann auch dafür interessiert. Seit wir das Thema 1977 in der Schule hatten, ließ es mich nicht wieder los.

Warum sind Sie dann Produktionstechniker geworden?

Ich wollte gerne Strömungsmechanik und Robotik machen.

Interview: JAN ZIER

11 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 11

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