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KUNSTRUNDGANGBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der Zug der Galerien in westliche Richtung ist ungebrochen. Jetzt ist Alexander Ochs von Mitte nach Kreuzberg gegangen, in die Besselstraße. Klingt unvertraut, aber er sitzt nun ebenfalls im Galerienkarree in der Charlottenstraße, wo schon Scheibler, September, Thumm, Carlier & Gebauer und und und zu finden sind. Die Eröffnungschau gehört Ai Wei Weis Schüler und Assistenten Zhao Zhao, dessen Arbeiten noch nie im Westen zu sehen waren. Bei Zhaos Gemälden, die den Eintritt in die neuen Räume – mit verdeckten Oberlicht! – flankieren, handelt es sich nicht um schlechte Malerei, sondern um Konzept. Sie zitieren/parodieren internationale zeitgenössische Malereistile, um damit auf die traditonelle Übung der Wiederholung in der chinesischen Malerei zu verweisen und auf deren Verwandschaft zur europäischen Idee der Marke und Standardisierung, die paradoxerweise in dem kunterbunten Durcheinander der Stile sowohl bestätigt wie unterlaufen wird. Aufsehenerregend sind die Fotos seiner Performances, die für den Künstler mal mit blutiger Nase enden, weil ein Passant glaubt, er werde von einem Polizisten gefilmt und sich dagegen steinewerfend zu Wehr setzt. Oh, ja, Aufruhr ist an der chinesischen Tagesordnung. Riesige Folien voll schwarzweißer – so scheint es, aber es ist auch Farbe im Spiel – Zeichnungen, Applikationen und Fotodrucken von Stadt- und städtischen Naturansichen hängen in der 25 Meter langen und 3,50 Meter hohen Fensterfront der Galerie SCHAU FENSTER, ebenfalls in Kreuzberg. Carla-Mercedes Hihns Großstadtdschungel erinnert an das Berlin im expressionistischen Kino, gleichzeitg ist er ganz gegenwärtig. Man spürt und sieht, dass man sich selbst alltäglich in diesem verzwickten, schrägen Stadtraum bewegt, auch und gerade in dem Moment in dem man vor dem Schaufenster steht.

■ bis 7. Mai, Zhoa Zhao, Galerie Alexander Ochs, Besselstr. 4, Mo-Fr 11-18 Uhr; ■  bis 7. April, Carla-Mercedes Hihn, Insite out, kuratiert von Stéphane Bauer, SCHAU FENSTER Schauraum für Kunst, Lobeckstr. 30-35, Do-Sa 16-19 Uhr, die Installation ist jederzeit in Gänze von Außen einsehbar

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