KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER HAMBURGS CDU: Demokratischer Urknall
Eine lebendige Partei ist Hamburgs CDU noch nicht wirklich. Aber, immerhin, sie zuckt schon. Zwar ist das Debattenniveau, höflich ausgedrückt, ausbaufähig, aber die Entwicklung dürfte unumkehrbar sein. Die Christdemokraten im zweitkleinsten Bundesland sind auf dem Weg zu einer Organisation mit innerparteilicher Demokratie.
Die nahezu einmütige Entscheidung des Parteitages, den künftigen Landesvorsitzenden in einer Mitgliederbefragung zu ermitteln, ähnelt einem basisdemokratischen Urknall. Bisher wurden solche Entscheidungen im Hinterzimmer getroffen, huldvoll verkündet und vom Parteivolk ohne Debatte abgenickt. Diese Zeiten sind vorbei.
Davon zeugt auch, dass zur allgemeinen Überraschung mit Rolf Reincke ein zweiter Bewerber auftrat. Der bislang einzige Kandidat, Marcus Weinberg, hatte sich mit den beiden anderen aus der neuen Führungsriege – Fraktionschef Dietrich Wersich und Parteivize Rüdiger Kruse – über die Aufteilung der Macht für die nächsten drei Jahre verständigt. Dann steht die Entscheidung an, wer von den dreien Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl wird.
So war es gedacht, so einfach wird das aber nicht. Es gibt jetzt einen innerparteilichen Wettbewerb, wie die Basis entscheidet, ist nicht vorhersehbar. Demokratie kann unübersichtlich sein. Das macht sie lebendiger.
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