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Hamburger SzeneDas Schnupftuch

Es lag plötzlich da, auf dem Boden des gut besuchten „Café Paris“, genau in jener Einfallsschneise vor den Hockern an der Theke, durch die die sehr französisch aussehenden Kellnerinnen und Kellner des Cafés eilen. Aber es stammte nicht von ihnen, sondern von einem Gast, wie meine Nebensitzerinnen der Kellnerin sagten, die das Tuch auf dem Boden entdeckte. Einem älteren Herrn sei es aus der Hosentasche gefallen, auf dem Weg zur Toilette. Doch da war es zu spät, die Kellnerin hatte das Tuch schon angefasst. Mit einem spitzen Schrei ließ sie es auf einen freien Barhocker fallen. Es war der Barhocker neben mir.

Das Tuch war weißlich, ins Graue changierend, womöglich mit einer Spur Gelb, ganz genau war das nicht zu erkennen. Es war ein großes, altmodisches Tuch aus Stoff, es warf Falten, in die zu schauen vielleicht keine gute Idee war. Die Kellnerin schaute mich aufmunternd an, die Nebensitzerinnen nickten mir zu. Das Tuch war nun mein Problem.

„Entschuldigen Sie, gehört Ihnen dieses Schnupftuch?“, würde ich fragen, sollte ein älterer Herr aus Richtung der Toiletten kommen. „Was erlauben Sie sich“, würde er mich anschnauzen. Ich begann zu schwitzen.

„Oh ja, vielen Dank“, sagte der ältere Herr, der von der Toilette zurückkam. Er trug einen bequemen, braunen Anzug und lächelte. „Das wollte ich eigentlich niemandem zeigen.“ Ganz entspannt steckte er sein Tuch weg, und ich schämte mich ein bisschen. DANIEL WIESE

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