hamburger szene: Unterwegs im Sunni-Taxi
Der Taxifahrer ist jung, er hat einen langen Bart und eine Brille und den Koran hat er unter die Windschutzscheibe gelegt. Auf einem Schildchen über dem Radio hat er geschrieben: „Haben Sie Fragen zum Islam? Dann sprechen Sie mich gerne an.“ Das wirkt, als wäre der Taxifahrer von sich aus schweigsam. Ist er aber nicht. Er erzählt gerne.
Zum Beispiel von seinen Visitenkarten, die in einem Schälchen auf dem Armaturenbrett liegen. „Sunni Taxi“ steht darauf und der Taxifahrer sagt: „Ich habe alles draufgeschrieben. Nur meinen Namen habe ich vergessen.“ – „Sunni“, sage ich, „das klingt freundlich.“ – „Das soll an die Sonne erinnern“, sagt er. „Und an die Sunniten.“
Der Taxifahrer ist glücklich über seine Unabhängigkeit. Er arbeitet nach Kassenlage so viel, dass das Geld zum Leben reicht. Nur nachts fährt er ungern. „Da sind so viele Betrunkene unterwegs, die nur weiter wollen, um noch mehr Alkohol zu trinken. Das will ich nicht unterstützen.“
„Ich kann das Taxifahren nur jedem empfehlen. Wenn man ein netter Mann ist.“ Natürlich sei es gut, wenn man an die Funkzentrale angeschlossen ist. Der Taxifahrer aber ist es nicht. Er hat sich auf die Ad-Hoc-Gäste spezialisiert. Er weiß, wann welche Flugzeuge landen und wann der HSV spielt.
Der Taxifahrer erzählt, dass man mit mehr und mit weniger Nachdruck Taxifahren kann. Dann fasst er sich an den Kopf. „Sie wollten zum Bahnhof Altona? Da hätten wir rechts abbiegen müssen.“ KLI
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