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Die Distanz gewahrt

Der FC Bayern München spielt 1:1 gegen Werder Bremen und bleibt so ein gutes Stück vom Titelrennen entfernt

MÜNCHEN taz ■ Es ging ja seit Wochen so. Mit schöner Regelmäßigkeit ließen die Enteilten einen Punkt nach dem anderen: Der Mal-wieder-fast-schon-Meister Schalke patzte, die neuen Jungen Wilden aus Stuttgart ebenso, und von der Bremer Fußballherrlichkeit der Hinrunde war auch nichts mehr übrig. Alle spielten sie brav für die krisengebeutelten Bayern, die sich ihrerseits - Trainerwechsel sei Dank – allmählich wieder steigerten. Mit dem 1:1 im Spitzenspiel gegen Werder Bremen verpasste es der FC Bayern, für Gewissheit zu sorgen: Mit sechs Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze ist man nicht wirklich mittendrin im Titelrennen – sondern immer noch auf Rang vier.

Ein Spiel, das die ersten Überraschungen schon vor dem Anpfiff bereit hielt. Nicht auf dem Rasen: die besten Angreifer beider Teams. Am Morgen stand fest, dass der zuletzt arg torlose Miroslav Klose wegen Rückenproblemen gar nicht im Kader stehen würde, und auf der anderen Seite musste Champions-League-Speed-Tor-Rekordler Makaay statt des Ex-Bremers Pizarro auf die Bank. Erwartungsgemäß dagegen der Auftakt: Immens selbstbewusste Bayern übernahmen sofort das Kommando. Schon nach drei Minuten prüfte Pizarro Wiese, der in Minute sieben machtlos war. Schweinsteiger hatte van Bommel steil in den Strafraum geschickt, Frings konnte den Niederländer nicht erfolgreich beharken, der legte den Ball in die Mitte, wo Podolski einen der dankbarsten Abstauber der jüngeren Bundesligahistorie fabrizieren durfte. Bremens Manager Klaus Allofs wunderte sich: „Ich kann mir nicht erklären, wie der Podolski da so mutterseelenallein stehen kann.“

Bayern machte weiter viel Druck, kam zu guten Chancen durch Podolski und Schweinsteiger, der zudem mit einem fulminaten Lattenknaller (95 Km/h) der Marke Wembley (27.) aufwartete. Die konsternierten Bremer brachten derweil keinen einzigen vernünftigen Ball über die Mittellinie und wirkten in Halbzeit eins so schlapp, als hätten sie seit Donnerstagabend im fernen Spanien durchgehend Uefa-Cup spielen müssen. Der sichtlich enttäuschte Allofs konstatierte: „Wir können froh, dass es zur Halbzeit nur einsnull steht.“

In Durchgang zwei durfte dann doch „Mister Ten Seconds“ mittun – Makaays Kollege Pizarro war herzlich wenig gelungen. Auch Podolski verpasste es in Minute 56 sein Torkonto aufzubessern: Völlig freistehend scheiterte er am glänzend parierenden Keeper Wiese. Bremen zeigte nun mehr Initiative, von Torchancen jedoch weiterhin keine Spur. Zeit für einen weiteren Stürmer: Rosenberg kam nach einer Stunde für Vranjes. Schon sechs Minuten später trug der Offensivschub Früchte: Hugo Almeida lupfte die Kugel über Oliver Kahn und Rosenberg drückte sie über die Linie.

Die Münchner unter den 69.000 Zuschauern begannen nun ein weiteres Mal, sich über die verpassten Chancen der ersten Halbzeit zu ärgern. Zu allem Überfluss munitionierte sie Hasan Salihamidzic in seinem 300. Bundesligaspiel noch, als er in der 71. Minute nach feinem Dribbling frei vor Wiese am Tor vorbei schoss. Acht Minuten später tat Podolski es ihm gleich und vergab erneut aus aussichtsreicher Position. Hitzfeld schickte nun mit Roque Santa Cruz für Schweinsteiger seinen letzten Stürmer ins Rennen – auch das ohne Erfolg. So gelang den glücklichen Bremern ohne Klose und mit nur einer einzigen Torchance ein Punktgewinn beim Lieblingsfeind. THOMAS BECKER

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