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Biodynamisch im Abo

LANDWIRTSCHAFT „Consumer Supported Agriculture“ zeigt, wie Bio jenseits des Massenmarkts funktionieren kann – nämlich durch direkte Beteiligung

Ein lebendiges Miteinander von Abnehmern, Bewirtschaftern und Bauern

VON DENNY CARL

Der deutsche Bio-Boom hält unvermindert an. Die große Nachfrage sorgt längst dafür, dass die ländliche Idylle, die so mancher Biokunde in seinen Einkaufskorb zu legen meint, immer häufiger mehr Illusion als Realität ist. Wie „echtes“ Bio jenseits des Massenmarkts funktioniert und wie dabei Mensch, Natur und Wirtschaft harmonisch miteinander interagieren können, zeigen Bio-Höfe, die sich der Community Supported Agriculture (CSA) verschrieben haben.

Das Prinzip ist einfach: CSA-Höfe gehen mit Verbrauchern eine meist einjährige Wirtschaftsgemeinschaft ein. In dieser Zeit sichern die Beiträge der Mitglieder die Existenz des Hofes. Menschen können so wieder an der Entstehung ihrer Nahrung direkt teilhaben. Der Bauer kann durch die enorme Minderung des wirtschaftlichen Drucks Produkte in bester Bioqualität im Einklang mit der Natur und unter Einhaltung sozialer Standards erzeugen. Die Verbraucher bestimmen gemeinsam, was angebaut werden soll und genießen dabei den seltenen Vorteil, genau zu wissen, wer ihre Nahrungsmittel wie und wo erzeugt. Die Ernte wird unter ihnen aufgeteilt.

Diese besonders in Japan und den USA geschätzte Landwirtschaft nach anthroposophischen Grundsätzen findet bei hiesigen Bauern noch wenig Beachtung. Etwa 13 deutsche CSA-Höfe sind derzeit bekannt – bis jetzt. „Immer mehr Verbraucher wollen wissen, woher die Lebensmittel kommen, die in ihren Einkaufskörben landen“, erklärt An-Yü Huang-Rudolf. Sie ist Mitglied der Hofgemeinschaft Lübnitz, nahe dem brandenburgischen Bad Belzig, die unter anderem mit dem LandGut Lübnitz eine biodynamische Selbstversorgung nach CSA-Prinzip betreibt.

Dort wird eine Vielzahl klassischer einheimischer Obst- und Gemüsesorten und frische Kräuter angebaut. Der Hofladen, in dem sich die Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft zweimal pro Woche ihren Anteil abholen können, bietet darüber hinaus Säfte, Brot, Marmeladen, Pesto, Brotaufstriche und auf Wunsch auch Fleisch an. Der monatliche Beitrag errechnet sich aus den Bedürfnissen der Mitglieder. Wer Fleischprodukte in seinen Warenkorb packen möchte, zahlt etwas mehr.

Ein ähnliches Sortiment erzeugt auch der Löwengarten im Spreewalddorf Pretschen, der ebenfalls auf CSA-Basis wirtschaftet. Sein Angebot richtet sich besonders an die Hauptstädter. Insgesamt sechs Ausgabestellen haben die Löwengärtner im nahen Berlin eingerichtet, von denen die Mitglieder an fest vereinbarten Tagen Obst, Säfte, Gemüse und Brot mitnehmen können. Die dort ebenfalls angebotenen Milch- und andere Frischeprodukte liefern benachbarte Bauern, mit denen der Löwengarten kooperiert. „180 Abnehmer im Raum Berlin hat der Löwengarten momentan“, berichtet Simon Junge, einer der Bewirtschafter des Hofs. Derzeit zahlen Erwachsene 35 Euro pro Monat und somit in etwa so viel, wie an der Kasse eines Biosupermarkts.

Für Junge ist CSA mehr als nur Landwirtschaft. Ihm geht es um Werte. „Wir wollen das Bewusstsein der Menschen wieder auf Qualität, Gemeinnützigkeit und gesellschaftliche Verantwortung lenken“, sagt er. So liegen ihm besonders gelegentliche Einsätze der Mitglieder auf den bewirtschafteten Flächen der Gemeinschaft am Herzen.

„Das lebendige Miteinander von Abnehmern, Bewirtschaftern sowie Bauern aus der Region ist uns wichtig“, betont Junge. Mittlerweile zählt der Hof fünf feste Mitarbeiter. Die Tendenz ist steigend – auch bei den Kunden. Ein deutliches Indiz dafür ist die wachsende Nachfrage nach Biogemüsekisten, die direkt ins Haus geliefert werden.

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