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Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Lange, sehr lange bevor die Begriffe „postmigrantisch“ oder „interkulturell“ der Sache diskursive Coolness verliehen, hatte sich schon das berlinisch-türkische Theaterfestival „Diyalog“ den interkulturellen Dialog auf die Fahnen geschrieben. Es wurde 1995 in Kreuzberg gegründet, als eine neue Einwanderergeneration begriffen hatte, dass angesichts der Tatsache, längst in Berlin zu Hause zu sein, die Frage nach ihrer Kultur neu zu stellen war.

Aber auch früher hatte es schon Gründungen freier türkischer Theater gegeben, 1983 zum Beispiel das „Berlin Aile Tiyatrosu“ zum dem die Gründer des Diyalog-Festivals gehörten. Ihre Produktionen zeigten sie meist im Ballhaus Naunynstraße, das damals noch vom Kunstamt Kreuzberg betrieben wurde.

1984 gründete sich das berlinisch-türkische „Tiyatrom“, ein Zusammenschluss aus Berufs- und Laienschauspielern, das manchmal sogar Produktionen des türkischen Nationaltheaters nach Berlin einlud. Seine Energien bezog das „Tiyatrom“ anfangs nicht unwesentlich aus dem Erfolg, den ein 1979 gegründetes türkisches Ensemble an Peter Steins alter Schaubühne am Halleschen Ufer mit Eigenproduktionen hatte, dessen Spielstätte heute das HAU 2 beherbergt. Hier rief 2005 Matthias Lilienthal das postmigrantische Festival „Beyond Belonging“ ins Leben und beauftragte Shermin Langhoff als Kuratorin. Der Rest der Erfolgsgeschichte ist inzwischen bekannt und wird in diesem Jahr mit der Einladung der Ballhaus-Produktion „Verrücktes Blut“ zum Theatertreffen gekrönt.

Die Bewegung kann also fast als im Mainstream angekommen betrachtet werden. Und doch soll hier noch mal an ihre Anfänge erinnert werden. Denn vom 22. April bis zum 7. Mai findet im Ballhaus Naunynstraße die 15. Edition des Diyalog-Theaterfestivals statt.

■ Diyalog-Theaterfestival: Ballhaus Naunynstraße, 22. 4.– 7. 8. 2011 www.theater-diyalog.com

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