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Der Observierer

Neuer Abschiebebeobachter tritt im April sein Amt an. Er soll gucken, dass alles mit rechten Dingen zugeht

JOACHIM VORNEWEG, 44, ist Tropentechnologe – und neuer Abschiebebeobachter am Düsseldorfer Flughafen FOTO: ARCHIV

„Auge und Ohr“ muss Joachim Vorneweg sein. Der 44-Jährige ist der neue Abschiebebeobachter am Flughafen Düsseldorf. Im Jahr 2000 hat das Forum Flughäfen NRW (FFiNW) unter Federführung der Evangelischen Kirche das Amt mit dem Ziel geschaffen, die Abschiebung zu überwachen und Missstände zu melden. Die Stelle des Beobachters ist europaweit einzigartig und wird vom Innenministerium des Landes NRW finanziert.

Nachdem der Posten zuletzt drei Monate unbesetzt war, tritt Vorneweg die Nachfolge von Birgül Kahraman an, die erst seit Februar 2006 im Amt war. Da der Job laut dem Vorsitzenden des FFiNW, Jörn-Erik Gutheil, „sehr stressig und belastend“ sei, wird den Neuling zunächst einer seiner Vorgänger, Uli Sextro, beraten – gerade im Bereich Asyl- und Ausländerrecht bewegt sich Vorneweg noch auf Neuland.

In der Vergangenheit sammelte der Diplom-Tropentechnologe und Diplomingenieur Vorneweg Erfahrungen in der Entwicklungshilfe: Er arbeitete in Kamerun, Togo und Bosnien. Zuletzt war Vorneweg Öffentlichkeitsreferent einer Kampagne zum Fairen Handel bei der WM 2006 in Deutschland.

Als Abschiebebeobachter soll Vorneweg nun vor Ort die „Rückführung“ der Flüchtlinge überwachen. Pro Jahr schiebt die Bundesrepublik rund 5.000 Menschen ab. Grundsätzlich gehe es bei seiner Tätigkeit nicht darum, die Rechtmäßigkeit einer Abschiebung zu prüfen. Dafür seien die Behörden und Gerichte zuständig, sagt Vorneweg. Vielmehr ist es seine Aufgabe, „genau hinzugucken“ und anschließend dem FFiNW kritisch Bericht zu erstatten. Im Mittelpunkt, so Gutheil, steht also das „Monitoring“: Der Abschiebebeobachter ist dabei, wenn die „Schüblinge“, wie es im Beamtendeutsch heißt, am Flughafen der Bundespolizei übergeben und ihre Papiere überprüft werden. Vorneweg sei „unabhängiger Beobachter“ – nicht „Handelnder“.

Seine Feuertaufe muss Vorneweg bereits im April mit dem zweiten so genannten „Eurocharter“ in Düsseldorf bestehen: Dabei handelt es sich um Sammelabschiebungen mehrerer EU-Länder. Gutheil ist sich jedenfalls sicher, mit Vorneweg den richtigen Mann eingestellt zu haben. Er sei belastbar und qualifiziert. Nun kann Vorneweg mit kritischer Berichterstattung den Beweis antreten, dass er mehr als nur ein Feigenblatt der Landesregierung ist.

CHRISTIAN BECKER

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