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der rechte randFür Gott und Rasse

Jahrzehnte war der „Bund für Gotteserkenntnis“ (BfG) im niedersächsischen Dorfmark wohl gelitten. Die Gäste würden Geld in die Gemeinde bringen, argumentierten Lokalpolitiker des Luftkurorts. Rund 150 Anhänger des rechtsextremen Bundes waren im vergangenen Jahr zur traditionellen Ostertagung in die Heide gereist. Meist kommen ganze Familien, vom Opa bist zur Enkelin.

Doch dieses Jahr formiert sich Widerstand. Ein lokales Bündnis hatte am 15. März zu einer Infoveranstaltung mit Pastor Jürgen Schnare geladen, dem Leiter der „Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen“ der Hannoverschen Landeskirche. Schnarre nannte den Bund „eine Bedrohung von rechts“. Der DGB Nordost-Niedersachsen hat am Freitag um 14 Uhr eine Mahnwache angemeldet. Der BfG sei eine „rassistisch-religiöse Gruppe“, sagt Charly Braun vom DGB.

Das sei „Hetze“ erklärt Gunther Duda, der Vorsitzende des Bundes. Der Bund sei „weder antisemitisch noch rechtsradikal“. Er bestätigt jedoch, das der BfG „die philosophischen Erkenntnisse“ Mathilde Ludendorffs vertritt. Die „Philosophin“ hatte bis zu ihren Tod 1966 gepredigt, dass es einer „riesigen Verschwörung der Juden“ mit Hilfe des Christentums, der Freimaurerei und des Sozialismus gelungen sei, den Deutschen eine „Art von Irrsein zu indizieren“. Sie würden sich seitdem zu anderen Rassen hingezogen fühlen. Die Folge: die „Rassentugenden mit dem ererbten Gotterleben“ gingen verloren, die „Blutsvermischung“ führe zum „Volkstod“.

Ludendorffs Werke verlegt der BfG in seinem Verlag Hohe Warte GmbH, dort erscheint auch das Hausorgan „Mensch und Maß“. Offizieller Sitz des Bundes ist das bayerische Tutzing, doch die meisten Mitglieder kommen aus Norddeutschland. Die „Ahnenstätte Hilligenloh“ nahe Hude wird von Anhängern des BfG geführt. Bis heute will der Trägerverein auf dem Friedhof „nur Deutsche“ begraben wissen.

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