: MUSIK
TIM CASPAR BOEHME
Viel Romantik gab es beim Musikfest Berlin. Darüber sollte aber keinesfalls die frisch geschriebene Musik vergessen werden, ebenso zahlreich im Programm vertreten. Oder das kammermusikalische Schaffen eines Johann Sebastian Bach. Nach dem Mammutkonzert von Pierre-Laurent Aimard, der das erste Buch des „Wohltemperierten Klaviers“ stemmte, steht am Freitag in der Philharmonie ein weiterer Solo-Zyklus an: Die Geigerin Isabelle Faust spielt Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo, die zusammen ein abendfüllendes Programm ergeben und der Solistin einiges abverlangen. Fausts klarer, sachlicher Strich dürfte den mehrstimmigen Kompositionen dabei guttun (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 19 Uhr, 8–35 €).
Deutlich lauter geht es am Samstag im NK zu (Elsenstraße 52, 21.30 Uhr). Hier kann man das zu 75 Prozent schweizerische Quartett Monno erleben, bestehend aus dem Schlagzeuger Marc Fantini, Saxofonist Antoine Chessex, Elektronik-Fachmann Gilles Aubry und dem kanadischen Bassisten Derek Shirley. Mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen in experimenteller Musik verstehen sie sich als „Noisecore“-Projekt auf wuchtige, zugleich hochdifferenzierte Hörerattacken. Zur Seite stehen ihnen die Echtzeitmusik-Titanen von Perlonex, dem Trio von Turntablist Ignaz Schick, Gitarrist Jörg Maria Zeger und Schlagzeuger Burkhard Beins, die ihre Klänge behutsamer, aber nicht weniger monumental übereinanderschichten, sowie Noise-Anarchist Horacio Pollard.
Im Berghain beginnt dann wenig später ein Doppelabend, den sich das Berliner Label Stroboscopic Artefacts und der Club Trouw in Amsterdam geschwisterlich teilen. Im Berghain selbst spielen die Techno-Klangforscher von Strobscopic Artefacts, das bei dieser Gelegenheit seinen fünften Geburtstag begeht, während die innovationsfreudigen holländischen House-DJs Tom Trago und Young Marco die Panorama Bar übernehmen. Ein doppelter Grund also, die Berliner Club-Institution mal wieder aufzusuchen, deren Festlichkeiten zum 10. Jubiläum ebenfalls schon angelaufen sind (Am Wriezener Bahnhof, 23.59 Uhr, 14 €).
Wer das alles zu blöd findet, könnte sich vielleicht mit dem höheren Blödsinn Helge Schneiders anfreunden. Der als Nonsens-Unterhalter getarnte Jazzmusiker begibt sich von Samstag bis Montag als „Pretty Joe & die Dorfschönheiten“ mit siebenköpfigerBand ins Tempodrom (20 Uhr, 30–47, 25 €).
Im Zeichen der freieren Neuen Musik lädt das ausland dann am Dienstag zum Konzert des Ensembles Konzert Minimal – mit Werken der beiden Mitglieder Catherine Lamb und Lucio Capece (Lychener Str. 60, 20 Uhr).
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