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POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Die sogenannte Scheinselbstständigkeit wird ja Arbeitnehmer_innen immer gerne als eine Wohltat vermittelt, obschon diese ja eher darunter leiden. Am Freitag wird im FAU-Lokal (Lottumstraße 11, 19 Uhr) darüber gesprochen. Die frei Mitarbeitenden, die sogenannten Festen Freien, müssen nämlich für Rente, Krankenversicherung und dergleichen selbst aufkommen, das alles wird also von ihrem Honorar abgezogen. Dies kommt besonders oft im Bau- und Reinigungsgewerbe vor, bei Paketdiensten sowie in der Medienbranche. Altersarmut ist da nur eine Sache, die zu befürchten ist. Die FAU nun will aufklären und erklären, wie man auf seine Rechte und auf die Pflichten der Arbeitgeber_innen bestehen kann und welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt.

Am selben Tag wird im Buchladen Schwarze Risse im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) das Buch „Casas Pound Italai – Mussolinis Erben“ vorgestellt, der Autor Heiko Koch ist anwesend. Er zeigt, wie sich nach dem Ende der faschistischen Ära der Faschismus in Italien revitalisierte und wie sich die populistische Bewegung Casa Pound Italia etabliert hat, die ihre Wurzeln im frühen Faschismus der 20er Jahre sieht, also von Nazismus und Völkermord noch vollkommen unberührt. Sie selbst nennen sich „i fascisti del terzo millennio“, also „die Faschisten des 3. Jahrtausends“ und können mit ihren sozialen Forderungen in breiten Teilen der Bevölkerung punkten. (Der Faschismus ist seinem Ursprung nach eine sozialrevolutionäre Bewegung, ob Linke das nun wahrhaben wollen oder nicht.) Koch vermittelt, wie sich diese Bewegung entwickelt und was sie für den Rest Europas bedeutet.

Unter dem Motto „United Neighbours. Bleiberecht und Wohnraum für Alle!“ wird dann am Samstag demonstriert (Spreewaldplatz, 15 Uhr). Gefordert wird dort das Bleiberecht für Flüchtlinge sowie günstiger Wohnraum für alle. Zwei Forderungen, die sich ja tatsächlich inhaltlich nahestehen. Selbstredend wird bei der Gelegenheit auch ordentlich über den Kapitalismus und seine willfährigen Gehilfen geschimpft werden.

Am Dienstag schließlich schwingt sich die Theorie noch einmal zu einigen Höhen auf, in der Tristeza (Pannierstraße 5, 20 Uhr) nämlich wird Rainer Trampert sein kürzlich erschienenes Buch „Europa zwischen Weltmacht und Zerfall“ vorstellen – und wie man weiß, wird dabei in bester Marx’scher Manier auch immer mit grimmigem Witz argumentiert. Wie kann es sein, dass die EU einerseits Konflikte in aller Welt zu dominieren versucht und andererseits vor sich hin verfällt? Und wer profitiert davon? Trampert wird es uns wissen lassen.

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