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Alter Neustar der italienischen Politik

Walter Veltroni, 51, ist Roms Bürgermeister und inoffizieller Kronprinz von Regierungschef Prodi. Er gilt als neue Hoffnung der Parteienfusion von Linksdemokraten und Margherita FOTO: AP

Wahre Ovationen bereitete der Parteitag der Linksdemokraten am Freitag Roms Bürgermeister Walter Veltroni. Genauso begeistert war der Empfang, als er sich tags drauf beim Parteitag der Margherita zeigte. Veltroni gilt vielen als der kommende Mann der Demokratischen Partei, als möglicher Vorsitzender und Spitzenkandidat jener neuen politischen Kraft, die aus der Fusion der beiden wichtigsten Regierungsparteien entstehen soll.

Schließlich ist der 1955 Geborene nicht nur jung genug – er ist auch politisch unverbraucht. Alle in Italien kennen sein Gesicht schon ewig, so gut wie alle aber halten dies vertraute Gesicht für „neu“: In diesem Widerspruch zeigt sich Veltronis Fähigkeit zur politischen Selbstvermarktung. Schon 1976 saß er in Roms Stadtrat, wurde Chef der Kommunistischen Parteijugend der Hauptstadt. Sein Studium an der Filmhochschule brach er ab, um den Weg des Berufspolitikers zu gehen.

Auf dem Papier sieht diese Karriere ähnlich aus wie die seines Zeitgenossen und ewigen Rivalen, Außenminister Massimo D'Alema. 1987 wurde Veltroni zum Abgeordneten gewählt, gleich darauf zog er ins Sekretariat der KPI ein. Andere mit einer solchen Biografie gelten als Apparatschiks – nicht aber Veltroni. Ihm gelang es, „anders“ zu wirken, er verbreitete immer den Eindruck, ein gegen seinen Willen in die Politik geratener Schöngeist zu sein. Als „Buonista“, als Gutmensch präsentiert er sich, als Mann, der nach seiner Wahl 2001 erklärte, dies sei sein letzter Job. Er lebe schließlich nicht von der Droge Politik, und er werde später nach Afrika gehen, sich um Entwicklungsprojekte kümmern.

Er, der in Prodis erstem Kabinett von 1996 bis 1998 als Vizepremier, dann bis 2001 als Parteichef der Linksdemokraten wirkte, schaffte es, im politischen Betrieb immer etwas beiseite zu stehen. Und er fand genug Zeit, um Bücher mit seinen gesammelten Filmkritiken und Werke über „La bella politica“ zu schreiben. Das brachte ihm den Sarkasmus seiner Rivalen ein, zugleich aber auch ein Image, um das ihn viele beneiden. Doch Veltroni ist nicht bloß Marketing-Fachmann in eigener Sache. Als Bürgermeister Roms zeigte er sich auch als Meister des politischen Kompromisses. Sein Verhältnis zum Koalitionspartner Rifondazione Comunista ist genauso herzlich wie das zum Opus Dei. Wie kein anderer in Prodis Mitte-links-Allianz gilt er als der, der von links außen bis ins konservative Lager die Menschen begeistern kann und damit als der ideale Kronprinz Prodis. Nur den Widerstand seines Uraltrivalen D'Alema muss er noch überwinden, um dann als „neuer Mann“ der Mitte-links-Allianz seine Karriere zu krönen.

MICHAEL BRAUN

SEITEN 9, 11

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