: SOUNDTRACK
Dass aus ihm eine so eindrucksvolle Ikone des Punk geworden ist, hat sicher auch mit seiner eindrucksvollen körperlichen Erscheinung zu tun: allein mit seinen knapp zwei Metern lederbejackter Schlacksigkeit ragte Joey Ramone buchstäblich aus der Masse heraus. Und sein Gesicht musste man dabei nicht mal kennen: das war hinter den langen Haaren und dicken Brillengläsern gerade mal zu erahnen, die an seiner statt zum Markenzeichen geworden sind. Auffällig war der Ober-Ramone zudem in Sachen Verhalten: Wenn er beispielsweise eine Treppe heruntergelaufen war, ohne sich sicher zu sein, auch jede einzelne Stufe erwischt zu haben, hieß es wegen ausgeprägter Zwangsstörung für die anderen Ramones regelmäßig: erst mal warten, bis Joey mit der nicht selten mehrmaligen Wiederholungszeremonie fertig war. Punk wie im Bilderbuch. Und natürlich seine Stimme: kein anderer kann mit permanentem Zähnefletschen, Schlucken und Knurren so sanft klingen. Heute wäre das Herz und die Seele der Ramones 60 Jahre alt geworden, hätte nicht 2002 ein Lymphom ihm ein letztes „Hey ho, let’s go“ zugerufen. Die Hamburg Ramönes laden deshalb zum „Joey Ramone Birthday Bash“ ins Hafenklang. Und stellen ganz nebenbei ihr drittes Album „Uniform Thing“ vor, auf dem sie sich als würdige lokale Resurrektion der Punkrock-Pioniere versuchen. Aber zur Feier des Tages gibt es natürlich nicht nur selbst Komponiertes im Ramones-Gewand, sondern auch jede Menge echte Klassiker zu hören. Eingeladen haben sich die Ramönes außerdem die Augsburger Generation N. Deren 2010 zum offiziellen „Augsburg Rock Song“ gewählten Hit dürften alle schnell mitsingen können: „Augsburg, let’s go!“ Do, 19. 5., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84
Ob auch der 60. Geburtstag ihres Sängers einmal rund um die Welt gefeiert werden wird, ist mehr als fraglich: dabei machen die britischen Friendly Fires im Grunde alles richtig. Es sind eben längst andere Zeiten. Und da spielen und hören die jungen Leute statt Punkrock lieber Indierock, Electronica und Shoegazing mit deutlichen Reminiszenzen beispielsweise ans Kölner Kompakt-Label und liefern den Soundtrack für Wii-Werbespots und Gran-Turismo-Trailer. Aber wer weiß? Vielleicht werden sie damit ja auch irgendwie irgendwann einmal ikonisch. Für andere Zeiten.
Do, 19. 5., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5 MATT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen