: Tränchen-Schnitten
Gut gereimt
Bunt ist die Gegend um das Kottbusser Tor. Auf Neonreklamen und Angebotstafeln findet sich ein farbenreich beschilderter Vergnügungspark für Freunde von Form- und Inhaltsdiskrepanzen. Das Dentallabor „Zahn & Fun“ reimt gut. Ansonsten bleibt Skepsis hinsichtlich des Spaßfaktors von Brücken, Plomben und Gipsabdrücken.
Das „Koma“ dagegen ist eine ehrliche Kiezbar und bietet genau das, was sie verspricht. Und zwar „Tag und Nacht“: Bewusstlosigkeit für die Tagesvollsten, herbeigeführt durch Mollen, Korn und Futschi. Und der freundliche Hinterhof versammelt stadteigene Läden für die Nachwuchsverwahrung: „Kindergärten City“. Nimm das, Prenzlberg! Majestätisches durch Namenswahl versucht ein Freiluft-Stehimbiss in der Sonnenallee auf der Fläche von vier wellblechumrahmten Quadratmetern: „Pizza Palazzo“.
Inwendig speist man beim American Imbiss in der Glogauer Straße. Da kann der geneigte Fastfood-Esser auch unter Verzicht von barbiefarbenen Zuckertorten seiner Neigung zum Kitsch nachgehen: Cheesy Pizza für 3,49 Euro. Wer für den schnellen Seelenfrieden doch Süßes bevorzugt: Der Bäcker in der Friedelstraße bietet auf seiner Angebotstafel leckere Tränchen-Schnitten feil – die moderne und sexy Version der Heulsuse. Oder aber: Trostgebäck für die Gebeutelten.
In Kaisers BackStop tragen sich dann merkwürdige Verkaufsdialoge zu: „Was ist denn bitte das Ponybrot?“ „Weiß nicht.“ „Aber warum heißt das so?“ „Keine Ahnung, warum heißt das Sechskornbrot Sechskornbrot?“ „Hm, na ja. Weil es aus sechs verschiedenen Kornsorten gemacht ist?“ „… na, Ponys sind jedenfalls nicht drin.“ Ich hab dann einen Vollkornbatzen gekauft.
ANNE WAAK
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