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Limmerstraße 98 besetzt

STATT ABRISS AktivistInnen wollen das Haus in Hannover-Linden für ein autonomes Jugendzentrum nutzen

Rund 50 AktivistInnen haben im Hannoveraner Stadtteil Linden seit Mittwoch ein leer stehendes Haus besetzt. Vorder- und Hinterhaus der Limmerstraße 98 sollen abgerissen werden. Die AktivistInnen fordern, die Gebäude umzunutzen. Sie wollen der „schleichenden Gentrifizierung“ in Linden entgegenwirken.

80 Jahre lang hat es in der Limmerstraße 98 im einstigen Arbeiter-Stadtteil Linden einen Fahrradladen gegeben. Die Gebäude stammen aus der Gründerzeit der Straße. Die Eigentümer wollen dort nun einen Neubau mit Wohnungen und Ladengeschäft errichten. Ein entsprechender Bauantrag liegt der Stadtverwaltung vor, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Die Limmerstraße 98 ist für die BesetzerInnen ein Beispiel für eine „Entwicklung, die durch städtische Modernisierung sozialen Ausschluss erzeugt“.

Die Gruppe will das Haus autonom nutzen, erklärt ein Sprecher der taz: Denkbar sei, dort Projekte zur Nachbarschaftshilfe, eine selbstverwaltete Fahrradwerkstatt und ein Jugendzentrum einzurichten. Um das Haus zu mieten, planen die AktivistInnen einen Verein zu gründen. Erste Gespräche dazu haben sie am Freitagabend nach Redaktionsschluss mit dem Eigentümer geführt.

Anlass für eine Räumung sieht die Polizei derzeit nicht, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Man sei in Verhandlung mit den BesetzerInnen. Mit einer Hundertschaft hatte die Polizei im Februar frühmorgens eine Hausbesetzung in Hannover beendet. Damals hatten AktivistInnen ein Haus in der Schaufelder Straße besetzt. Die Aktion sollte ein Zeichen der Solidarität mit der Besetzung der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain sein und darauf hinweisen, dass es auch in Hannover nur wenig frei nutzbaren Wohnraum gibt. Die Besetzung war auf 24 Stunden angelegt, die Polizei räumte nach einer Nacht. THA

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