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Der Geist des Hardliners

ZWIETRACHT IN HAMBURGS AFD

Sie hatten gut zusammengearbeitet. Voller Lob sagte etwa der Hamburger AfD-Vorsitzende Jörn Kruse: „Er macht seine Arbeit gut“ – gemeint war Pressesprecher Oliver Scholl. Seit vergangener Woche ist das Verhältnis nicht mehr so freundschaftlich: gegenseitige Vorwürfe, Anfeindungen. Grund: der Einfluss von ehemaligen Mitgliedern der einstigen „Partei Rechtsstaatliche Offensive“ um Hamburgs früheren Innensenator-Hardliner Ronald Schill.

Schon auf dem Landesparteitag am 3. und 4. Oktober ging Scholl intern auf Kruse los und legte sein Amt nieder. In den folgenden Tagen erklärten die stellvertretende AfD-Landessprecherin Barbara Krüger-Sauermann, Landesschatzmeister Erich Marquart sowie das Landesvorstandsmitglied Günther Siegert ihren Rücktritt. Damit waren Kruse, soeben zum Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl 2015 gekürt, vier von neun Vorstandsmitgliedern abhanden gekommen – die bisher größte Krise des rund 500 Mitglieder starken Landesverbandes.

In einer Erklärung warfen die Renegaten dem Vorsitzenden vor, die Kandidatenwahl gesteuert zu haben: Dank Kruses Sympathiebekundung sei Dirk Nockemann, Schills früherer Büroleiter und später dessen Nachfolger im Senatorenamt, auf Listenplatz 3 gekommen. Auch andere „bequeme Gefolgsleute“ hätten Listenplätze erhalten, darunter zwei Ex-Schillianer.

„Kompletter Unsinn“, kontert Kruse. Scholl spreche nur über Schill, um Medienecho zu erzielen. „Bei keinem einzigen Rücktritt spielte die Schill-Partei eine Rolle.“ Er schätze Nockemann, so Kruse, streitet aber jeden Einfluss der Schillianer ab. Siegert, Scholl und Marquart hätten ihre Ämter niedergelegt, weil sie erhoffte Listenplätze nicht bekamen. „Aus Selbstüberschätzung“, sagt Kruse, „fehlendem Gespür, taktischem Ungeschick und mangelndem Stehvermögen“. Anfang November soll ein neuer Vorstand bestimmt werden.  AS

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