LESERINNENBRIEFE :
Echter Atomausstieg nötig
■ betr.: „Mühen der Ebenen“ von Mathias Greffrath, taz vom 1. 6. 11
Die Naivität, mit der Herr Greffrath den sogenannten Atomausstieg der Regierung Merkel kommentiert, ist erschreckend. Er hält die Bestandsgarantie der verbleibenden neun AKWs bis mindestens 2021 für den entscheidenden Sieg der Anti-Atom-Bewegung und erklärt weitere Proteste für überflüssig und sogar lächerlich.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung sich nicht einlullen lässt und eigene Schlüsse aus Fukushima zieht. Es geht nicht darum, ein paar AKWs abzuschalten und die Bevölkerung in Sicherheit zu wiegen, es muss schnellstmöglich aus dieser Technologie ausgestiegen werden, um das Risiko während des laufenden Betriebs und die Produktion weiteren Atommülls zu minimieren. Denn dieser lässt sich eben nicht „sicher verstauen“, wie Herr Greffrath sagt, er lässt sich höchstens so sicher wie möglich lagern. Und der Ort hierfür ist (wenigstens das ist sicher) nicht Gorleben.
Die vorgeblich neu zu beginnende Endlagersuche bleibt für mich so lange unglaubwürdig, bis die Bautätigkeiten am Schwarzbau „Endlager Gorleben“ endgültig beendet werden. Hier, und gerade hier, macht es sehr wohl Sinn, den Protest gegen die Regierungspläne weiterzuführen, denn nur der Druck aus der Bevölkerung hat den ersten Schritt in Richtung eines echten Atomausstiegs ermöglicht.
ANDREAS STROHMEYER, Affinghausen
Zurück zur taz-Printausgabe
■ betr.: Kriegsreporterin-Kolumne nur online
Da sitze ich beim Frühstück, freue mich mit der taz-Printausgabe in der einen und dem Tee in der anderen Hand wie jeden Mittwoch auf die Kriegsreporterin Silke Burmester. „Flimmern + Rauschen“ aufgeschlagen – und da nur der Hinweis: „Die finden Sie in dieser Woche im Netz.“ Wer, der sich eben für die Printversion entschieden hat und diese wacker zahlt, will schon den Laptop auf dem Frühstückstisch oder gar im Arbeitszimmer den Compi anwerfen? Also gut. Dann doch den Laptop hochgefahren, gesurft und gelesen – allerdings mit dem halben Spaß. So gräbt man der Printversion selbst das Wasser ab. Erinnert mich an die Buchladenverkäufer bei Thalia, die jedem an der Kasse einen Onlinegutschein in die Hand drücken. Macht aber ebenso wenig Spaß wie Kriegsreporterin im Netz. Und damit zurück zur taz-Printausgabe. MICHAEL NEUMANN, Münster
Genehme „Wirtschaftsweise“
■ betr.: „Geht arbeiten!“, taz vom 20. 5. 11
Vielen Dank für eure Leserbriefbeiträge zum Thema „Geht arbeiten!“. Sie sprechen mir aus der Seele, da ich mich auch geärgert habe, als ich von diesem Vorschlag der Kanzlerin gehört habe. Arbeiten bis 70? Weil irgendwelche „Wirtschaftsweisen“ das vorschlagen? Nun, die Regierung Merkel wird sich ja die ihr genehmen „Wirtschaftsweisen“ aussuchen. Aber gibt es nicht auch andere Stimmen, die dem widersprechen und den arbeitenden und älteren Menschen ihren wohlverdienten Ruhestand gönnen? Es wird sicherlich Rentner geben, die auch im Rentenalter, das ich übrigens mit 63 als ausreichend finde, arbeiten müssen, weil ihre Rente gering ausfällt. Aber das zu fordern, finde ich einfach absurd und auch unmenschlich. Und ich finde es auch absurd und arrogant von der deutschen Kanzlerin, dies für alle Europäer zu fordern, nur weil Deutschland seine Hilfspakete überall verteilt. Europa lebt doch von der Vielfalt seiner Kulturen, sprachlich und wirtschaftlich. SIEGLINDE PROCKL, Winnenden
Pillenschachtelhut
■ betr.: „Warum lässt du auch deine Garagentür offen stehn“, Lyrik von Bob Dylan, taz vom 21. 5. 11
Als Mitglied einer Arbeitsgruppe von Museumsleuten, die sich in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Dokumentation des Deutschen Museumsbundes mit der Normierung von Terminologie für Kopfbedeckungen beschäftigt, muss ich die Übersetzung des Wortes leopard-skin pill-box hat aus dem gleichnamigen Lied von Bob Dylan korrigieren. Dort heißt es bei Carl Weissner (1975): „Schlapphut aus Leopardenfell“. Nach unserer Definition ist eine Pillbox „eine runde oder ovale dosenförmige Kopfbedeckung. Ihr Durchmesser ist größer als ihre Höhe. Eine bekannte Trägerin war die US-amerikanische Präsidentengattin Jacqueline Kennedy.“ Gisbert Haefs übersetzt 2004 wörtlich „Pillenschachtelhut“ und liegt damit richtig. Bob Dylan meinte eben nicht den floppy hat der Hippiegeneration, er besingt eine reiche Lady, auf deren elegantem Pillbox-Hut er einmal herumtrampeln möchte. MANFRED HARTMANN, Unna
Licht im entkernten Südflügel
■ betr.: „Streit über Baustopp bei Stuttgart 21“, taz vom 31. 5. 11
Sie schreiben, bei Stuttgart 21 bestehe ein Baustopp. Dies ist nicht der Fall. Schauen Sie auf die Website bei-abriss-aufstand.de, da gibt es haufenweise Bilder, die das Gegenteil belegen. Denken Sie an die Blockade „Aus-Sitzen“ vor dem Grundwassermanagement. Seit wann werden Baustellen blockiert, auf denen nicht gearbeitet wird? Wozu brennt nachts Licht im entkernten Südflügel des Bahnhofs? Kocht hier jemand Kaffee für die Nachtschicht, oder ist da jetzt eine Bäckerei? Wie füllt sich ein Container vor dem Südflügel? Wie verlängern sich Bahnsteige und Vordächer über Nacht wie von Geisterhand? Wie bauen sich Brückenelemente von alleine? Und: Warum scheiterte die Klage der Betreiber von S 21, sich nicht länger als Lügenpack beschimpfen lassen zu müssen? VOLKER BREDOW, Marbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen