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Berlin probte schon mehrfach die Katastrophe

SIMULATION Von der Berlin-Blockade über einen Stromausfall bis zum Hooligan-Einsatz: Immer wieder übten Berliner Institutionen den Ernstfall. Die Bilanz ist ernüchternd

Katastrophenschutz und Katastrophenverhütung sind in Berlin nichts Neues. Schon in den fünfziger Jahren ließen die alliierten Stadtkommandanten in Westberlin für den Fall einer zweiten Berlinblockade vom Senat Warenlager ausbauen. Von 1953 bis zur Wende 1989 existierte die sogenannte Senatsreserve, zumeist geheime Lager, verteilt über die Westberliner Bezirke, gefüllt mit Grundnahrungsmitteln, Zigaretten, Glühlampen, Schuhen, gefrorenen Rinderhälften. Über vier Jahrzehnte ließ sich der Senat seine Reserve samt turnusgemäßer Auswechslung der gehorteten Güter jährlich mehrere Millionen Mark kosten.

Angst vor den Russen müssen die Hauptstädter heutzutage nicht mehr haben, aber ein längerfristiger Stromausfall zum Beispiel träfe gerade Ballungszentren wie Berlin empfindlich. Die Logistikketten der Supermärkte würden zusammenbrechen, und die üblichen Kommunikationsmittel wären plötzlich nutzlos. Der Notstromaggregator der Charité funktioniert ohne Nachtanken etwa 24 Stunden. Weil oberhalb der dritten Etage die Wasserhähne und Toilettenspülungen trocken blieben, müssten Hochhaussiedlungen nach Ansicht von Seuchenschützern evakuiert werden. Den Ernstfall kann das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nicht proben, da niemand einfach nur zu Übungszwecken einen längerfristigen Stromausfall herbeiführen würde. So bleiben nur die Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus Fällen wie dem weiträumigen Stromausfall im Münsterland im Jahr 2005.

Tod auf dem Maifeld

Manchmal geraten Katastrophenschutzübungen aber auch selbst zu Katastrophen. Im März 2013 probte die Bundespolizei eine „Anti-Hooligan-Vollübung“. Dabei sollten am Berliner Olympiastadion drei Hubschrauber auf dem verschneiten Maifeld landen. Die ersten beiden führten die Übung wie vorgesehen aus, wobei sie allerdings jede Menge Neuschnee aufwirbelten, der die Sicht des dritten Hubschraubers behinderte. Im Nachhinein wurde kritisiert, dass es in der Kommunikation mit den Besatzungen an Anweisungen gefehlt hätte oder diese teilweise kontraproduktiv gewesen sei. Eine zweite Möglichkeit wäre gewesen, den Einsatz abzubrechen.

Dennoch wurde die Übung zu Ende geführt. Durch den aufgewirbelten Schnee befand sich der Pilot des dritten Hubschraubers in einer Whitheout-Situation und touchierte einseitig mit dem rechten Fahrwerk den Boden. Eine Kettenreaktion führte zur Kollision mit dem zuerst gelandeten Hubschrauber. Insgesamt gab es ein Todesopfer und neun Verletzte, vier davon wurden schwer verletzt.

Neues Thema Ebola

In jüngster Zeit richtet sich das Augenmerk vor allem auf möglicherweise in Berlin auftretende Ebola-Fälle. Das Robert-Koch-Institut (RKI) betont, Berlin sei vorbereitet. „Es gibt ein Netzwerk von Sonderisolierstationen, die sowohl von der medizinischen Expertise als auch von den technischen Voraussetzungen für die Behandlung solcher Erkrankungen ausgelegt sind“, verkündet Institutsleiter Reinhard Burger. Deshalb, so das RKI, bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung.

Wie die Behörden tatsächlichen reagieren, zeigt sich freilich nur im Ernstfall. Sicher ist also nur, das nichts sicher ist. Außer der Tatsache, dass die Westberliner Senatsreserve aus der Zeit des Kalten Krieges nicht mehr existiert. Nach dem Fall der Mauer wurden die geheimen Warenlager aufgelöst, ihr Inhalt wurde der Sowjetunion als humanitäre Hilfe überlassen.

Und wer gerne persönlich auf Nummer sicher gehen will: Das BBK informiert auch über private Vorsorge gegen einen Katastrophenfall. JACOB TROMMER

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