: Wohnungen kosten sogar weniger
UNTERKÜNFTE FÜR FLÜCHTLINGE
Jetzt also doch. Auch in Berlin sollen Flüchtlinge künftig in Containern und Zelten wohnen. Sechs Containerdörfer mit insgesamt 2.400 Plätzen werden ab Dezember gebaut, allesamt an der Peripherie der Stadt. In Moabit sollen außerdem zwei „Traglufthallen“ für zusätzliche 200 Plätzen aufgestellt werden.
Begründet wird das mit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen, gern als „massiv“ oder „dramatisch“ bezeichnet. Vergessen wird darüber, dass Anfang der 90er Jahre mehr als doppelt so viele Flüchtlinge wie heute nach Deutschland kamen – praktischerweise beginnen die vom Senat präsentierten Statistiken stets erst 1995. Andernfalls sähe der hohe Balken für 2014 lange nicht so eindrucksvoll aus.
Sicher: Probleme mit der Unterbringung hat Berlin auch mit den aktuellen Zahlen. Diese Probleme sind allerdings zu großen Teilen hausgemacht. Mit etwas Weitsicht hätte das Land längst neue, dauerhaft nutzbare Unterkünfte bauen können. Stattdessen stellt man nun Container auf, die zwar nicht schön, aber trotzdem teuer sind.
Vor allem aber müsste grundsätzlich umgedacht werden. Die Unterbringung in Wohnungen statt Massenunterkünften ist nicht nur besser für die Flüchtlinge, sondern auch deutlich günstiger für das Land Berlin. Warum nicht die 7.000 überteuerten und deswegen leer stehenden Sozialwohnungen nutzen, um hier die 11.000 momentan in Berliner Heimen wohnenden Flüchtlinge unterzubringen?
Dass das keine unrealistische Forderung ist, zeigt eine einfache Rechnung: Zwei Heimplätze kosten durchschnittlich 1.200 Euro im Monat, eine 60 Quadratmeter große 2-Zimmer-Sozialwohnung hat eine durchschnittliche Warmmiete von 531 Euro. Selbst wenn die leer stehenden Wohnungen im Einzelfall teurer sein sollten und die Heimplätze günstiger – das sind aussagekräftige Richtwerte. Von den Vorzügen einer Unterbringung in einer Wohnung auf 60 Quadratmetern statt auf den für Heime pro zwei Erwachsene vorgegebenen 15 ganz zu schweigen. Eine Win-win-Situation für Land und Flüchtlinge.
Natürlich müssten die zumeist privaten Eigentümer der Sozialwohnungen mitmachen, und natürlich sind Flüchtlinge nicht die Einzigen, die eine Wohnung brauchen. Trotzdem: Mit dem Bau von Containerdörfern und dem Aufstellen von Zelten bewegt sich der Senat in sehr großen Schritten von einer langfristigen Lösung weg statt auf sie zu. MALENE GÜRGEN
Bericht SEITE 52
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