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Kommentar: HENNING BLEYL über ElternvereineIn der Engagements-Falle

Bisher ging das Kalkül der Verwaltung auf: Eltern gründen und betreiben Kinderläden und Krabbelgruppen, obwohl sie dort mit durchschnittlich 270 Euro Monatsbeitrag erheblich mehr bezahlen als in städtischen oder evangelischen Kitas. Sie tun das, obwohl trotzdem deutlich weniger Geld für die Betreuung ihres Nachwuchses zur Verfügung steht – und weil es ihren Kindern dort trotzdem in aller Regel nicht schlechter geht als in den großen Häusern. Oft sogar besser.

Die Lücke wird durch das Engagement gestresster Eltern und unterbezahlter ErzieherInnen und die gegenseitige Unterstützung in einem engen sozialen Netzwerk geschlossen. Eltern übernehmen Vereinsämter und Krankheitsvertretungen, putzen und kochen, um Kosten zu sparen und um in engen Kontakt mit ihren Kindern und deren ErzieherInnen zu bleiben. Dass sich die Beteiligten sehenden Auges selbst ausbeuten, mindert nicht ihr Recht, auf die Benachteiligung hinzuweisen – wie mit dem gestrigen Aktionstag eindrucksvoll geschehen. Der Unmut nimmt zu.

Zudem steigen mit der Übernahme des Sozialressorts durch die Grünen die Veränderungs-Chancen. Immerhin steht im Entwurf des Koalitionsvertrags, dass „die Leistungsfähigkeit der Elternvereine sichergestellt“ werden soll. Alles andere wäre angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz auch mehr als unklug.

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