piwik no script img

Der G8 oder Das Dach der Welt

O seht, wie sie den Himmel tragen: Der Everest voll stiller Macht … Seht weiß den Chimborazo ragen … Und den K2 … und den G8.

G8, du Gipfel ohne Grenzen. G8, du bist das Dach der Welt. Seht ihr das Gipfelkreuz dort glänzen? Georg Bush, der hat es aufgestellt.

O nein, jetzt kann ich’s besser sehen: Er ist es selbst, ist selbst das Kreuz. Wir sehn ihn christusartig stehen, die Arme breitend beiderseits.

Der Felsgrat da im Sonnenscheineheißt Merkel und dräut steil und schwer. Und da mit bröckelndem Gesteine liegt das Geröllfeld Tony Blair.

Daneben gleißend und gefährlich der Putingletscher tückisch glatt. Dagegen wirkt, sei’n wir mal ehrlich, die Harperwand ein wenig matt.

Den Klotz da rechts hat man vor Tagen in Sarkozy-Fels umbenannt. Und da ragt lächelnd (könnt’ man sagen) die autoblanke Shinzo-Wand.

Darunter schimmert kurz ein Zipfel des Sumpfgebietes Prodi auf. O, welch ein Berg. O, welch ein Gipfel! Und doch, wir können nicht hinauf.

Kein Mensch soll diesen Gipfel stürmen. Kein Mensch. Was sag ich? Keine Sau.Denn seht, schon hier im Tale türmen sich Schroffen wie ein Drahtverhau.

Das sind die rauen SchäublemauernUnd quasi vorgelagert lauern die Bullenklippen wie ein Schild.

Ihr Gipfelstürmer wollt nicht hören.Wird Zeit, dass ihr die Segel streicht. Ein solcher Berg lässt sich nicht stören. Der trägt den Himmel. Und das reicht!

Klaus Pawlowski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen