: Betr.: kinotaz nord
A
Als Unku Edes Freundin war DDR 1980 R: Helmut Dziuba, D: Axel Lindner, Jacqueline Ody
„Als Zeitbild der späten 20er Jahre in Berlin erzählt der Film die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem einheimischen Jungen und einem Zigeunermädchen, das mit einer Gruppe von Schaustellern auf den Rummelplatz kommt. Am Beispiel ihrer Annäherung wird gezeigt, wie Vorurteile ab- und Verständnis aufgebaut werden können. Sensibler Bilderbogen nach einem in der DDR viel gelesenen Kinderbuch, der antirassistisches Gedankengut nachdenklich und unterhaltsam an jugendliche Zuschauer bringt.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Am Limit Deutschland/Österreich 2007, R: Pepe Danquart “Dokumentarfilm über zwei Extrembergsteiger, die eine gigantische Steilwand im kalifornischen Yosemite-Nationalpark in Rekordzeit erklettern wollen. Dabei wartet er mit spektakulären Bildern und atemberaubenden Leistungen auf, konzentriert sich aber ausschließlich auf den sportlichen Aspekt des Unterfangens. Das traditionell im Bergfilm zelebrierte Pathos und die symbolische Aufladung der „erhabenen“ Gebirgswelt treten zugunsten einer Feier des modernen Individualismus zurück.“ (filmdienst) HB, HL
B
Black Book Niederlande / Großbritannien 2006, R: Paul Verhoeven, D: Carice van Houten, Sebastian Koch
„In seinem Action-Thriller ‚Black Book‘ erzählt Paul Verhoeven von der jüdischen Revuesängerin Rachel, die sich in den letzten Kriegsmonaten dem Holländischen Widerstand gegen die Nazis anschließt. Ein klassischer Verhoeven-Film: unpsychologisch, anekdotisch, gerne voyeuristisch, oft grotesk über die Karikaturgrenze, immer an der provokantesten Lösung und dem drastischsten Effekt interessiert. Holocaust und NS-Widerstand werden zum dynamischen Entertainmentstoff. Aber die serielle Gewalt erstickt das Gefühl, das immer extremere Horrorbilder mobilisieren müssen. ‚Black Book‘ ist einfach zu abgebrüht, um mit subtileren Mitteln zu rühren.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI
Born to be wild – Saumäßig Unterwegs USA 2007, R: Walt Becker, D: Darsteller: John Travolta, Tim Allen
„Der deutsche Titel verdeutlicht bereits mehr als treffend wohin die Reise dieser Komödie um vier von der Midlife-Krise geplagte Motorradfahrern geht: ins Niemandsland des bodenlosen Humors. Sex- und Fäkalgags nehmen kein Ende – nur was soll daran komisch sein? Irgendwie muss dieser ganze regressive Pipi-Kacke-Fick-Humor etwas mit der total verklemmten amerikanischen Gesellschaft zu tun haben. Im aufgeklärten Europa braucht das glücklicherweise niemand lustig zu finden.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
D
Das doppelte Lottchen Deutschland 2007, (filmdienst)R: Michael Schaack, Toby Genkel
„Fast 60 Jahre ist sie schon alt: Erich Kästners Geschichte der Zwillinge Lotte und Louise. Diese wuchsen, weil Vater und Mutter sich scheiden ließen, getrennt bei jeweils einem Elternteil auf, bis sie sich zufällig begegnen und fortan keinen größeren Wunsch haben, als ihre halben Familien wieder zu einer Einheit zusammenzuführen. Für das Trauma der Scheidungskinder hat Kästner im Motiv der getrennten Zwillinge einen zeitlosen Ausdruck gefunden, der auch in dieser Animationsverfilmung bewegt. Der visuelle Stil ist dabei an die Illustrationen der Kästner-Bücher von Walter Trier angelehnt, zeugt mit seinen knappen Strichen bei Kindern für gute Verständlichkeit.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL
300 USA 2007, R: Zack Snyder, D: Gerard Butler, Lena Headey
„Die Adaption von Frank Millers Comicvorlage über Spartas Kampf gegen die Perser. König Leonidas stellt sich mit seinen Übermenschen gegen die anstürmenden Mutanten-Heere des Xerxes. Komplett im Studio gedreht, danach digital bearbeitet, ist ‚300‘ ein weiterer Schritt bei der Verschmelzung von Real- und Animationskino. Technische Virtuosität trifft faschistischen Spartaner-Wahnsinn. Unterhaltung zum Gruseln.“ (tip) HB
E
Ein Lied für Argyris Schweiz 2006, R: Stefan Haupt
„Der Dokumentarfilm folgt dem Lebensweg des 66-jährigen Argyris Sfountouris, der sich mit dem Wahnsinn auseinandersetzt, der ihm als Kind widerfuhr: Im Sommer 1944 wurden seine Eltern und Verwandten sowie über 200 weitere Menschen aus dem griechischen Dorf Distomo Opfer des Massakers einer deutschen SS-Division, das als Reaktion auf einen Partisanenangriff verübt wurde. Neben Archivmaterial und privaten Fotos lässt der beeindruckende Film den Protagonisten und andere Zeitzeugen erzählen. Getragen von der Hoffnung auf eine mitmenschlichere Zukunft und Völkerverständigung, werden die Zeit- und Handlungsebenen stilsicher verknüpft und wirken lange nach.“ (filmdienst) HH
Elbe Deutschland 2006, R: Marco Mittelstaedt, D: Henning Peker, Tom Jahn
„Metaphern sind eine feine Sache. Gute Regisseure verstehen es, das Innenleben ihrer Protagonisten in Bildern zu spiegeln. Oft sind solche symbolischen Einstellungen nur ein paar Sekunden lang. In diesem River-Movie dauert die Metapher 92 Minuten. Auf der Suche nach einem Job tuckern zwei arbeitslose Lastkahn-Schipper in einem Segelboot die Elbe runter. Auf der meditativen Bootstour werden häppchenweise die Sorgen und Träume, aber auch die tragische Vergangenheit der schmuddeligen Schipper offenbart. Wenn in der letzten Viertelstunde das Tempo merklich anzieht und echte Dramatik ins Spiel kommt, ahnt man, wie gut dieser Film hätte werden können – hätte die Elbe nur schon früher ein paar emotionale Stromschnellen gehabt.“ (Cinema) H, HH
F
Die Fälscher Deutschland/Österreich 2006, R: Stefan Ruzowitzky, D: Karl Markovics, August Diehl
„Die Geschichte klingt fast unglaublich: In den letzten Kriegsjahren ließen die Nazis im Konzentrationslager Sachsenhausen Pfund- und Dollarnoten fälschen, um damit die Wirtschaft der Kriegsgegner zu schwächen. Niedergeschrieben wurde das weitgehend unbekannte Kapitel der NS-Zeit im Tatsachenroman ‚Des Teufels Werkstatt‘ des Holocaust-Überlebenden Adolf Burger. ‚Anatomie‘-Regisseur Stefan Ruzowitzky hat den Stoff zu einer bewegenden Parabel über Moral und Ideale und die Verantwortung des Einzelnen angesichts von Terror und Unrecht verarbeitet. Ohne überschüssiges Pathos erzählt Ruzowitzky ein spannendes Drama aus finsterer Zeit.“ (Cinema) HB
Fantastic Movie USA 2007, R: Jason Friedberg, Aaron Seltzer, D: Kal Penn, Adam Campbell
„In dieser dämlichen Blockbuster-Parodie müssen sich vier Kids im Zauberland Gnarnia mit Piraten und Harry Potter herumschlagen. Nichts gegen sogenannte spoof movies, alberne Parodien, die bekannte Kinoerfolge hemmungslos durch den Kakao ziehen. Doch die abenteuerliche Reise von vier ausgewachsenen Waisenkindern, die vor dem verrückten Schokoladenfabrikbesitzer Willy Wonka in einen Wandschrank flüchten und sich im Zauberland Gnarnia wiederfinden, wo sie mit einem rappenden Piraten, Harry Potter und einem Albino-Mönch aneinandergeraten, ist so belanglos blöd, dass es nicht mal zu einem ‚Iiiihgitt!‘ reicht, wenn Waise Edward von Wonkas Scheiße nascht, weil er sie für Schokolade hält.“ (Cinema) H, HB
Die Faust im Nacken - On the Waterfront USA 1954, R: Elia Kazan, D: Marlon Brando, Eva Marie Saint / Originalfassung ohne Untertitel
“Er machte ihn zum Vorbild für eine ganze Schauspielergeneration, diesen Terry Malloy. Wie er dasteht, in seiner großkarierten Jacke, die Hände in die Hosentaschen gestemmt, wie er Unsicherheit überspielt durch rotzig hingeworfene Sprüche, dann wieder behutsam mit seinen Tauben umgeht, plötzlich redselig wird, als ihn ein Polizist auf den verlorenen Boxkampf anspricht, und voll wütender Energie demonstriert, mit welchem Haken er seinen Gegner hätte flachlegen können. Das ist kein modischer Rebell mehr wie der Motorad-Macho in „Der Wilde“. Hier geht es nicht um ein bißchen Spaß, sondern um so Elementares wie Recht und Arbeit. Schicht für Schicht legt Brando den Kern seiner Figur frei. Und der ist verunsichert, verbittert, enttäuscht.“ (Peter Wiesmeier) HH
Der Fluch der goldenen Blume China 2006, R: Zhang Yimou, D: Gong Li, Chow Yun-Fat
„Schwertfechter wirbeln saltoschlagend umeinander, seiltanzende Bogenschützen geben Schnellfeuer, und zum Finale ergießt eine Heerschar sich wie ein Sturzbach ins Schlachtgetümmel: Zhang Yimou, Chinas Großmeister des martialisch-zirzensischen Historienspektakels, stellt einen neuen Rekord an Pomp und kalter Show-Virtuosität auf. Die literarische Vorlage von 1933 gilt als das berühmteste chinesische Drama des 20. Jahrhunderts, doch Zhang versetzt das bürgerliche Trauerspiel um ein gutes Jahrtausend zurück in eine Epoche luxuriöser Feudalherrschaft. So donnert das giftmörderische Familienkomplott samt Ehebruch, Inzest und Wahnsinn wie ein shakespearehaftes Königsdrama über die Leinwand.“ (Der Spiegel) H, KL
Full Metal Village D 2006, R: Sung-Hyung Cho
„Lassen Sie sich bitte nicht vom Titel abschrecken, denn „Full Metal Village“ ist eine der schönsten Kinoentdeckungen dieses Frühjahrs. Die in Deutschland lebende Koreanerin drehte die Dokumentation in dem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf Wacken, das einmal im Jahr aus seinem nordfriesischen Phlegma gerissen wird, wenn Tausende von Heavy-Metal-Fans aus aller Welt es bei einem dreitägigen Open Air Festival überrollen. Die Bauern und Damen des Kaffeekränzchens reagieren erstaunlich gelassen auf die meist in schwarzem Leder gekleideten Langhaarigen, und die Filmemacherin hat genau das richtige Maß an Neugierde und Humor, um diesen Zusammenprall der Kulturen zu einem sehr erhellenden und amüsanten Porträt der norddeutschen Provinz werden zu lassen.“ (hip) H, HB, HH, KI, OL
G
GG 19 Deutschland 2007, R: diverse, D: diverse
„Viele sinnlos verprasste Fördergelder stekken in diesen 19 Kurzfilmen über die Segnungen unseres Grundgesetzes. Die meisten der Beiträge sind ungelenk und theatralisch inszeniert und wirken wie verfilmter Schulfunk. Justizministerin Brigitte Zypries spielt übrigens auch mit. Die Art von Film, die man Nachsitzern in humanistischen Gymnasien zur Strafe aufbrummt.“ (Cinema) BHV, HB, HH, KI
Goal! II Großbritannien/Spanien/Deutschland 2007, R: Jaume Collet-Serra, D: Kuno Becker, Alessandro Nivola
„Nachdem es ein genialer Fußballer vom südamerikanischen Bolzplatz in die Profiliga Westeuropas geschafft hat, findet seine Karriere mit der Berufung zu Real Madrid ihren Höhepunkt. Doch mit Ruhm und Reichtum legen sich die Schattenseiten des Geschäfts auf die Seele des Sportlers. Affären und Glamourwelt zerfressen die heile Welt des bodenständigen Stars. Zweiter Teil einer Trilogie, die trotz ansehnlicher Fußball-Sequenzen mit wirklichen Stars der Szene vor allem eine dreiste Anhäufung an Klischees und Sentiment ist.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH
Golden Door
Italien/Frankreich 2006, R: Emanuele Crialese, D: Charlotte Gainsbourg, Vincenzo Amato / Originalfassung mit Untertiteln
„Anders als etwa in den amerikanischen Einwandererfilmen von Coppola bis Scorsese stellt der Sizilianer Emanuele Crialese in „Nuovomondo“, wie der Film im Original heisst, den Weg über den Atlantik und die anschliessende Selektion bei der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island in den Mittelpunkt seiner Emigrantensaga. Er unterstreicht damit die Passage, den forcierten Prozess des Übergangs von einer archaischen Gesellschaft zur Moderne, dem diese armen sizilianischen Bauern zwangsläufig unterzogen werden. Die Gemütslage der Protagonisten spiegelt sich in surrealen Einschüben, wo das Silbergeld von den Bäumen purzelt und riesengrosse Feldfrüchte das harte Bauernlos belohnen. Ein ambitionierter Film, dem erneut Crialeses Freund und Hauptdarsteller, der Bildhauer Vincenzo Amato, das nötige Gewicht verleiht.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH
Der große Ausverkauf Deutschland 2006 , R: Florian Opitz
„“Der große Ausverkauf“ prangert, pünktlich zum G-8-Gipfel in Heiligendamm, die Auswüchse des Kapitalismus an. Regisseur Florian Opitz will mit seinem Dokumentarfilm zeigen, „was eine Gesellschaft verliert, die Konzernen die Verantwortung für ihre Grundversorgung überträgt“. In Großbritannien zum Beispiel endete die Privatisierung der Eisenbahn in einer einzigen Katastrophe; im südafrikanischen Township Soweto bleibt es in vielen Häusern dunkel, seit die Bewohner die gestiegenen Strompreise nicht mehr bezahlen können; in Cochabamba, der drittgrößten Stadt Boliviens, versuchte der US-Konzern Bechtel, sogar aus Regenwasser Profit zu schlagen. Opitz schildert diese Fälle konsequent aus der Sicht von Betroffenen, die sich, so gut es geht, gegen die Konzerne wehren. Seine Einseitigkeit erhöht zwar den Unterhaltungswert, aber am Ende der telegenen Strafpredigt fühlt sich manch ein Zuschauer möglicherweise für dumm verkauft.“ (Der Spiegel) H, HB, HH
H
Hände weg von Mississippi Deutschland 2007, R: Detlev Buck, D: Zoe Mannhardt, Katharina Thalbach
„In Detlev Bucks beschwingtem Familienfilm nach einem Roman von Cornelia Funke kämpft ein Mädchen für das Überleben eines verwaisten Pferdes. Niemand porträtiert das Leben auf dem Land so liebevoll wie der Bauernsohn Detlev Buck. In der Geschichte geht es um das Stadtkind Emma, das seine Ferien bei der knarzigen Oma verbringt. Als die Zehnjährige mitkriegt, dass der arrogante Erbe eines Nachbarhofes das dazugehörige Pferd Mississippi beim Schlachter entsorgen will, entwickelt sie einen Plan. Die simple Story dient jedoch nur als Gerüst für ein Potpourri köstlicher Szenen, mit denen der Regisseur an seine frühen Kultfilme wie ‚Karniggels‘ anknüpft. Alle bestens geeignet, beim Zuschauer ein zufriedenes Dauergrinsen auszulösen. Ein Kinderfilm? Ja. Einer, in den Eltern ihre Sprösslinge gerne ein zweites Mal mitnehmen.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KL, OL
Herr Bello Deutschland 2007, R: Ben Verbong, D: Armin Rohde, August Zirner
„Ein Hund, der dem zwölfjährigen Sohn eines verwitweten Apothekers zugelaufen ist, verwandelt sich durch einen Zaubertrank des Großvaters in einen Menschen mit recht „tierischen“ Verhaltensweisen, der um die schöne Nachbarin buhlt, auf die auch der Apotheker ein Auge geworfen hat. Der ebenso einfalls- wie temporeiche Kinderfilm legt nach verhaltenem Anfang beträchtlich zu und zeigt sich von seiner unterhaltsamsten Seite. Auch die spielfreudigen Darsteller tragen zu der gelungenen Inszenierung bei.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Die Hochstapler Deutschland 2006, R: Alexander Adolph
„‚Die Hochstapler‘ beherrschen die hohe Kunst, fremden Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In ihrem so kurzweiligen wie lehrreichen Dokumentarfilm stellen die Regisseure Alexander Adolph und Nina Ergang vier – mittlerweile verurteilte - Meister ihres Fachs vor und die verblüffend einfachen Tricks, mit denen sie zum Erfolg kamen. Da reichten teure Schuhe, ein edler Aktenkoffer und das entsprechende Auftreten, um abgezockten Bankern Kredite abzuluchsen oder Millionären Flüge auf den Mond zu verkaufen. Im Spiegel der Täter porträtiert der Film vor allem die Opfer und enthüllt damit die Leichtgläubigkeit und Gier vieler Menschen.“ (Der Spiegel) HH
How to cook your life Deutschland 2006, R: Doris Dörrie
„Edward Espe Brown ist zwar noch kein Küchenheiliger, aber lang kann das nicht mehr dauern: Er lebt als Zen-Priester in Fairfax, gibt Koch- und Zen-Kurse und schreibt Bestseller darüber. In den USA sind seine Workshops der Renner - vermitteln sie doch ein verloren gegangenes Stück Zufriedenheit und Nähe zum Leben. Doris Dörrie war bei einigen mit der Kamera dabei und ließ sich von Browns undogmatischer Kunst des Kochens zu einer heiteren Dokumentation über das Kochen, das Leben und den Meister inspirieren.“ (tip) H, HH
I
Inland Empire USA/Polen 2006, R: David Lynch, D: Laura Dern, Harry Dean Stanton
„Auch David Lynch hat jetzt die Freiheit von Digital-Video entdeckt und konnte völlig unabhängig experimentieren. Mit Laura Dern in vielen Rollen dringt diese aufregende Tour d‘Angst tief ein in das Bewusstsein einer Schauspielerin aus einem verfluchten Filmprojekt und erzählt in skizzenhaften und labyrinthisch aufgesplitterten Alptraumfetzen von den Schattenseiten Hollywoods, von Ehebruch, Angst und Mord. Einen so ungefilterten und kompromisslosen Lynch gab es seit seinem Debüt „Eraserhead“ nicht mehr zu sehen. Eine unberechenbare Herausforderung.“ (tip) HH
In weiter Ferne, so nah Deutschland 1993, R: Wim Wenders, D: Otto Sander, Bruno Ganz„Ja, als der Wim noch ein Wim war: „Der Himmel über Berlin“ war inklusive all seiner Schwächen und Peinlichkeiten noch authentisches Dokument eines heute versunkenen Berlins. Seine Fortsetzung „In weiter Ferne, so nah“ krankt dagegen an den gleichen Symptomen wie schon Wenders vorheriger Film „Bis ans Ende der Welt“. Hier wie dort ein Stückwerk aus holprigem Plot, ideologischen Leitsätzen, einer abscheulich falschen Naivität, schlechtem Spiel, politisch korrekten, aktuellen Anspielungen, guest appearences (diesmal: Rühmann, Nastassja Kinski, Gorbatschow, Lou Reed u.a.), exquisit oberflächlichen Bildern, Insider-jokes und Phrasen, die kein Zuckerfabrikant aufs Einwikkelpapier drucken würde.“ (taz) HH
Irina Palm Belgien/Frankreich/ Deutschland 2007, R: Sam Gabarski, D: Marianne Faithfull, Miki Manojlovic
„Marianne Faithfull spielt die Titelheldin und sucht, um eine sehr teure Behandlung für ihren todkranken Enkel bezahlen zu können, einen Job. Schon das ist eigentlich unerträglich: Könnte sie nicht einfach die Nase voll haben von ihrem Vorstadtspießerdasein? Sie findet nichts außer einer Hostessenstelle bei Sexyworld, einem schmierigen Schuppen in Soho, in den sie hereinstolpert in der Annahme, sie könne dort für eine Menge Geld Tee kochen und aufräumen. Ein garantierter Lacher? O ja, und so geht es weiter, mit Erklärungen, wie sie ihre Aufgabe bewältigen kann vor einem Loch in der Wand, durch das ihr die Arbeit zugereicht wird. “Wichsende Witwe“ nennt sie sich selbst, und auch das sorgt im Publikum für fröhliche Schnaufer. Dabei sieht „Irina Palm“ nicht besser aus als jeder beliebige Fernsehfilm, die Gitarrenmusik ist von großer Schlichtheit und Marianne Faithfulls Schauspielkunst schnell erschöpft.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HB
J
Joe Strummer: The Future Is Unwritten Großbritannien 2007, R: Julian Temple
„‘Joe Strummer – The Future Is Unwritten‘ ist eine Dokumentation über den Ende 2002 verstorbenen Frontman der Punkheroen von ‚The Clash‘ und wirkt wie ein visueller Schlagzeugwirbel. Regisseur Julien Temple lässt Strummers Leben in einer Montage vorbeirauschen, die so unwiderstehlich vorantreibt wie dessen Songs, er mischt Spiel-, Trick- und Dokumentarfilmelemente genauso wild wie der geniale Eklektiker die Musikstile. Am Lagerfeuer, wo sich Freunde und Weggefährten des Musikers treffen und von ihm erzählen, kommt der Film immer wieder zur Ruhe. Ein mitreißendes und lehrreiches Porträt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH
K
Kitchen Stories Norwegen/Schweden 2003, R: Bent Hamer, D: Joachim Calmeyer, Thomas Norström / Originalfassung mit Untertiteln
“Man stelle sich vor: Da ist in den fünfziger Jahren eine Schar schwedischer Feldforscher nach Nordnorwegen ausgeschwärmt, um die Haushaltsgewohnheiten nordnorwegischer Junggesellen wissenschaftlich zu ergründen, und nun sitzt einer dieser Forscher wie ein Tennis-Schiedsrichter auf dem Hochstuhl in einer bäuerlichen Wohnküche und belauert einen alten Eigenbrötler, der sich als sehr bockiges Versuchskaninchen anstellt, bis Alkohol irgendwann die Zungen löst. Die Situation könnte kaum grotesker sein, und Bent Hamer entlockt ihr mit liebevoller Finesse ein Maß an Komik, das man sich nicht hätte träumen lassen.“ (Der Spiegel) HB
Die Könige der Nutzholzgewinnung Deutschland 2006, R: Matthias Keilich, D: Peter Sodann, Ursula Andermatt
““Die Könige der Nutzholzgewinnung“ thronen auf den Höhenzügen des Harzes und trotzen tatkräftig den Niederungen von Hartz IV. Der notorisch klamme Streuner Krischan veranstaltet mit seinen Kumpels Ronnie und Bert in seinem Heimatdorf Elend (das gibt‘s wirklich) einen Holzfällerwettbewerb und befreit die darbende Gemeinde aus ihrer Depression. In der Komödie, die so unverbraucht und betörend ist wie der Geruch einer frisch geschlagenen Tanne, erzählt Regisseur und Co-Autor Matthias Keilich von ungehobelten Kerlen, die mit rauem Charme die Herzen der Frauen und der Zuschauer erobern. Ein witziger, lebenswahrer, rundum beglückender Film.“ (Der Spiegel) H
L
L‘empire des loups (Das Imperium der Wölfe) Frankreich 2005, R: Chris Nahon, D: Jean Reno, Arly Jover / Originalfassung mit Untertiteln
“Eine durch partielle Amnesie völlig aus der Bahn geworfene Frau kommt mit Hilfe einer Psychologin einem Komplott auf die Spur, bei dem sie als Probandin persönlichkeitsverändernder Experimente missbraucht wird. Parallel dazu werden auch zwei Polizisten, die gegen einen Serienkiller ermitteln, auf jenes Experiment aufmerksam. Zu Beginn fesselnder, auf Dauer aber überkonstruierter und immer konfuser werdender Actionthriller, der die interessanten Aspekte seiner Geschichte zugunsten eines unverdaulichen Genremixes verschenkt.“ (filmdienst) HB
Der letzte König von Schottland Großbritannien 2006, R: Kevin Macdonald, D: Forest Whitaker, James McAvoy
Er kann so jovial sein wie Falstaff, so paranoid wie Othello, so brutal wie Richard III und so unberechenbar wie Titus Andronikus. Ja, der Tyrann Idi Amin scheint direkt aus den Königsdramen von Shakespeare in die Geschichte des 20. Jahrhunderts verpflanzt worden zu sein – so spielt ihn zumindest Forest Whitaker in dieser Adaption des gleichnamigen Romans von Giles Foden. Der Diktator herrschte von 1971 bis 1979 über Uganda, mehr als 300000 Menschen soll er getötet haben, und er starb erst vor drei Jahren im Exil in Saudi Arabien. Das Zentrum von ‚The Last King of Scotland‘ bildet das Psychogramm von Idi Amin – und damit auch die mit Recht mit dem Oscar prämierte Leistung von Forest Whitaker. Er wirkt beängstigend real, zugleich überlebensgroß und menschlich. Diesen monströsen Verrückten verkörpert Forest Whittaker als eine archaischen Naturgewalt in menschlicher Gestalt. (hip) HH
Little Children USA 2006, R: Todd Field, D: Kate Winslet, Patrick Wilson
„Ihr biederes Hausfrauen- und Mutterdasein in einem amerikanischen Suburb empfindet Sarah (Kate Winslet) als bedrükkend. Nach der Heirat hatte sie ihr Promotionsvorhaben abgebrochen. Sie lernt Brad (Patrick Wilson) kennen, einen jungen Vater, der, streng von Ehefrau Kathy (Jennifer Connelly) überwacht, seiner verflossenen Jugend nachhängt. Aus dem scherzhaften Kuss zweier Leidensgenossen entwickelt sich eine Affäre, die beide von einer gemeinsamen Zukunft träumwenische Philosopen lässt. In präziser Schlichtheit zeichnet der Film Sarahs private Rebellion mitreißend nach und macht aus ihr eine veritable „Madame Bovary“ der Vorstädte.“ (Rheinischer Merkur) HH, KL
M
Das Mädchen, das die Seiten umblättert Frankreich 2006, R: Denis Dercourt, D: Catherine Frot, Déborah François
„Ein Trauma und seine bösen Folgen: Eine gescheiterte Musikerin erschleicht sich unerkannt das Vertrauen einer Konzertpianistin – die sie in Wahrheit abgrundtief hasst. Denis Dercourt erzählt die Geschichte einer konsequenten Rache, allerdings nicht auf plumpe Art, sondern mit Stil: Hier wetzen die Bösen keine Messer. In ruhigen, eleganten Bildern zeigt der Regisseur, wie Mélanie ihr Opfer langsam einkreist, er intensiviert die bedrohliche Atmosphäre allein durch verstohlene Blicke, eine Berührung, Schweigen. Und der Zuschauer schwankt zwischen Mitleid für die zappelnde Fliege und Bewunderung für diese Spinne, die ihr Netz so wunderbar hinterlistig baut. Perfide.“ (Cinema) H, HB, HH
Mana – Die Macht der Dinge Deutschland, USA, Holland, Frankreich 2004, R: Peter Friedman Roger Manley / Originalfassung mit Untertiteln
„Überall auf der Welt und in jeder Gesellschaft gibt es Objekte, die eine besondere Macht haben. Menschen besteigen Berge oder unternehmen Pilgerreisen, um diese Objekte einmal zu sehen oder zu berühren. Der Film von Peter Friedman und Roger Manley will aufzeigen, wie sich Menschen in Gegenwart dieser magischen Gegenstände verhalten und was die Grundlage dieses universellen Verhaltens ist: Der Glaube. Sie zeigen eine Odyssee von der Wüste Arizonas durch Asien, Afrika und Europa zu Tempeln, Museen und Zeremonien, aber auch nach Elvisland und in einen Atomreaktor.“ (Rhein-main.net) H, HH
Mr. Bean macht Ferien Großbritannien 2007, R: Steve Bendelack, D: Rowan Atkinson, Willem Dafoe
„Die britische (Fernseh-)Kultfigur Mr. Bean gewinnt eine Reise nach Cannes, die er weidlich nutzt, um durch sein infantiles Unvermögen für Durcheinander zu sorgen. Eher eine Aneinanderreihung von Missgeschicken als ein dramaturgisch durchdachter Spielfilm, hat der zweite Kinoauftritt des beschränkten Briten nur wenig Unterhaltendes zu bieten und ist eher als Abgesang auf einen einstigen Fernsehkult zu deuten.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
N
Nastrojscik - Der Klavierstimmer Ukraine/Russland 2005, R: Kira Muratowa / Originalfassu ng mti englischen Untertiteln
„Andrej ist Klavierstimmer; er hat eine ebenso exaltierte wie anspruchsvolle Geliebte. Kein Wunder, dass der junge Mann danach trachtet, zu etwas mehr Wohlstand zu gelangen. Eines Tages wird er zu Anna Sergejewna gerufen. Die alte Dame lebt in einem weitläufigen Domizil . Der Schwarzweißfilm nach Erzählungen von Arkadij Koschko wirkt wie ein Tschechowsches Familiendrama, aber zur zeitgenössischen Farce gewendet. Ein Meisterwerk der Grande Dame des russischen Autorenfilms.“ (Metropolis) HH
O
Ocean‘s Thirteen USA 2007, R: Steven Soderbergh, D: George Clooney, Brad Pitt
„Mit Al Pacino als VIP-Bonus geht Steven Soderberghs Räubermärchen in die dritte Runde. Nach dem Europa-Ausflug im Vorgänger kommt mit der Reunion in Vegas auch das Casinoknacken nach komplexem Masterplan zurück. Während jede Figur ihren Auftritt erhält, präsentiert sich der Film mit verspielter Leichtigkeit, setzt dabei auf dezentes, aber konstantes Lächeln, statt verkrampft große Gags zu produzieren.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
One - Der Film USA 2005, R: Ward M. Powers
Mit „One - Der Film“ läuft gerade ein ärgerlicher Dokumentarfilm in den Kinos, in dem „bedeutende Menschen“ aus allen möglichen Ecken ständig „bedeutende“ Antworten auf die n großen Fragen nach dem Leben, dem Universum und allem in die Kamera absondern, und der dabei so verblasen gutmenschelt, dass man schnell den Appetit an dem propagierten universellen Einssein verliert. (hip) HB, HH
P
Das perfekte Verbrechen USA 2007, R: Gregory Hoblit, D: Sir Anthony Hopkins, Ryan Gosling
„Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem ehrgeizigen Strafermittler und einem gerissenen Mörder. „Das perfekte Verbrechen“ erinnert stark an Hoblits Regiedebüt „Zwielicht“, ohne dessen durchgängige Spannung zu erzielen. Der Film lebt vom Nervenkitzel des Zermürbungskrieges zwischen Anthony Hopkins und dem großartigen Ryan Gosling, doch zwischendurch sorgen lange Phasen unnötiger Umstandskrämerei für dramaturgische Schwächeperioden. Wer im Kino aber gerne mittüftelt, dürfte an diesem „Popcorn-Thriller mit Hirn“ (O-Ton Hoblit) sein Vergnügen haben.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt USA 2007, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley
„Die Kaperfahrt von Jack Sparrow und seiner Piratencrew führt im dritten Teil auch in bisher noch nicht durchkreuzte Gewässer. Wie die Vorgänger ist dieser Film wieder ein großes Spektakel mit nicht enden wollenden Seeschlachten, Schwertkämpfen und Keilereien. Das Genre der Piratenfilme wird wieder so gründlich geplündert, dass nach dieser Enterattacke von Verbinski und den Drehbuchschreibern Ted Elliot und Terry Rossio nur noch ein abgetakeltes Schiffswrack übrigbleibt, an das sich in nächster Zeit wohl kaum noch ein Studio heranwagen wird. Dabei gelingt es ihnen, eine Popmythologie von zum Teil erstaunlicher Komplexität zu schaffen, und diese nehmen sie im letzten Teil der Trilogie viel ernster als etwa im vergleichsweise komödiantischen „Dead Man’s Chest“. So ist der Film düsterer und mysteriöser geraten. Einzelne Sequenzen haben sogar eine surreale Poesie. Man merkt, dass den Filmemachern beim dritten Teil nicht etwa die Ideen ausgegangen sind, dass dies nicht nur ein weiterer Aufguss ist, sondern dass sie mit übermütiger Spielfreude weiter an ihrer Piratengeschichte gebastelt haben.“ (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Prinzessinnenbad Deutschland 2007, R: Bettina Blümner
„Frühreif wäre das falsche Wort. Aber Mina, Klara und Tanutscha, alle 15, sind für ihr Alter schon ziemlich weit. Bettina Blümner hat die drei Freundinnen beim Erwachsenwerden begleitet: im Berliner Prinzenbad, im Freundeskreis, im täglichen Leben. Dabei albern die Mädchen herum, rauchen Kette -- und nehmen bei Themen wie Liebe, Familie und beruflicher Zukunft kein Blatt vor den Mund. „Prinzessinnenbad“ bietet ihnen eine Bühne, auf der sie selbstbewusst, in stillen Momenten aber auch verletzlich wirken. So entsteht ein Porträt, das ihre Charakterzüge unaufdringlich verdichtet und umfassend beschreibt.“ (Cinema), H, HH
Progulka - Der Spaziergang Russland 2003, R: Alexej Utschitel / Originalfassu mit englischen Untertiteln
„Olja, Aljoscha und Petja könnten auch durch Soho, entlang der Seine oder über die Piazza der Hamburger Schanze bummeln und dabei ganz wie nebenbei der Liebe begegnen. Doch das Trio bummelt durch St. Petersburg, an der Newa entlang, streitet, lacht, flirtet, hautnah begleitet von einer Digitalkamera. Ein Spaziergang, so flüchtig wie das Leben, mit unvergesslichen Begegnungen, mit einmaligen Momenten von Glück, Schmerz und Leidenschaft.“ (Metroplos) HH
Pursued (Verfolgt) USA 1947, R: Raoul Walsh, D: Teresa Wright, Robert Mitchum / Originalfassung mit Untertiteln
„Um 1900: Der Adoptivsohn eines Farmers, der stets das unausgesprochene Gefühl hatte, nicht richtig zur Familie zu gehören, wird nach einem unglücklichen Schußwechsel von der eigenen Familie als Mörder gejagt. Von Hollywood-Routinier Walsh perfekt inszenierter, ungewöhnlicher „psychologischer“ Western mit Elementen des „film noir“, der für die Entwicklung des Genres bedeutsam wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
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Robert Altman’s Last Radio Show USA 2006, R: Robert Altman, D: Garrison Keillor Meryl Streep / OmU
Der letzte Film eines Regisseurs vor seinem Tode bekommt immer eine ganz eigene Bedeutung. Und nicht jeder Filmemacher hat das Glück, mit einem gelungenen Werk abzutreten. Nun kommt Robert Altmans „A Prairie Home Companion“ (so der Originaltitel) in die deutschen Kinos. Dies ist ein sanfter, exzentrischer Ensemblefilm, der von nichts anderem erzählen will, als von der letzten Vorstellung einer altmodischen Radioshow. Altman war immer ein Regisseur, der versuchte, das Durcheinander des Lebens, das Überraschende, die Missgeschicke und unverhofften Glückmomente in seinen Filmen einzufangen, und so war diese live aufgeführte Radioshow für ihn eine wunderbare Spielwiese, auf der er sich noch einmal austoben konnte. Mit seinem übermütigen Blick auf das Skurrile zeigt er eine kleine Welt, die voller Leben ist. Wie in seinen großen Ensemblefilmen wechselt er wieder ständig zwischen den Filmfiguren, Geschichten und Stimmungen mit einer in jeder Minute des Films spürbaren Freude am so unordentlichen, traurigen, schönen, lächerlichen und erhabenen menschliche Dasein. Ein schöner Abschied von seinen Zuschauern ist ihm da gelungen. (hip) HH
S
Schröders wunderbare Welt Deutschland/Tschechien/Polen 2006, R: Michael Schorr, D: Peter Schneider, Karl Fred Müller
„Schröders wunderbare Welt“ liegt im sächsischen Tauchritz. Dort will ein Gutmensch mit tschechischem Sand, polnischem Strom und deutschem Unternehmergeist das Urlaubsparadies „Lagunenzauber“ erschaffen und das darbende Dreiländereck beleben - ein schwieriges Unterfangen. Michael Schorrs zweiter Film nach „Schultze Gets the Blues“ ist trotz aller Lakonie gröber geraten. Der Vision des kreuzbraven Schröder fehlt jene aufwühlende Wahrhaftigkeit, mit der Schultze das Publikum verstörte.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL
Shooter USA 2007, R: Antoine Fuqua, D: Mark Wahlberg, Kate Mara
„Eine desillusionierter Ex-Scharfschütze der US-Marines wird von Geheimagenten für eine Mission rekrutiert, in deren Verlauf er den Sündenbock spielen und geopfert werden soll. Als er das Komplott durchschaut, setzt er sich mit allen Mitteln zur Wehr. Ein effektvoll, aber überpointiert inszenierter Film, dessen einzelgängerischer Held sich der Verschwörung der Mächtigen stellt, ohne jedoch deren neo-konservative Triebfedern wirklich zu hinterfragen.“ (filmdienst) HB
Shooting Dogs GB/ Deutschland 2005, R: Michael Caton-Jones, D: John Hurt, Dominique Horwitz
„Shooting Dogs“ erzählt von einem englischen Lehrer, der 1994 in Ruanda den Völkermord des regierenden Hutu-Stammes an der Tutsi-Bevölkerung erlebt. Regisseur Michael Caton-Jones gelingt ein bewegendes Drama über die Ohnmacht gegenüber maßloser Gewalt. Er stilisiert eine Schule, in der sich wehrlose Tutsi, ratlose Uno-Soldaten und ein katholischer Priester verschanzen, zum letzten Außenposten der Zivilisation, der sich von Minute zu Minute schwerer verteidigen lässt.“ (Der Spiegel) HH
Shoppen Deutschland 2006 , R: Ralf WestS.H.I.T. - Die Highschool GmbHhoff , D: Sebastian Weber, Anna Böger
„Komödie über einsame Großstadtsingles und eine Methode, sie zusammenzubringen: Speed Dating, bei dem den Teilnehmern nur fünf Minuten zum Kennenlernen bleiben. Trotz des oft beackerten Terrains der Partnersuche angesichts des Single-Überschusses gelingt dem Kinodebütanten eine lebensnahe und nahezu gleichberechtigte Darstellung von 18 Figuren, denen er bei aller genretypischen Vereinfachung mit Gespür und Witz auf den Grund zu gehen versucht. Auch dank der guten Darsteller ein hierzulande außergewöhnliches Vergnügen.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KL, OL
Sobaka Pavlova - Der Pawlowsche HundRussland 2005, R: Katja Schagalowa / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Ein Film über die Bewohner eines großen, schönen, alten, heruntergekommenen Hauses -- einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Im Zentrum dieser russischen Version von Einer flog über das Kukkucksnest stehen Ksenija und Maxim, die sich in der Anstalt kennen gelernt haben und einander auf eine radikale und kompromisslose Art lieben.“ (Metropolis) HH
Söhne Deutschland 2007, R: Volker Koepp
„Von den vier Söhnen der westpreußischen Familie Paetzold war es nur zweien vergönnt, miteinander aufzuwachsen. Die beiden Ältesten konnten 1945 mit der Mutter vor den Russen fliehen. Den Zweijährigen und das Baby betreuten die Großeltern, bis sich das polnische Wohlfahrtsamt der Kinder bemächtigte. Sie wurden von ihrer Mutter nach zermürbender Suche gefunden. Das Drama steigerte sich durch eine polnische Pflegemutter, die einen der Jungen entführte und versteckte - und durch einen polnischen Jungen, der irrtümlich für einen der Söhne gehalten und eingedeutscht wurde. Volker Koepps Dokumentarfilm „Söhne“ hat das Ausmaß einer politischen Parabel, doch er rekonstruiert eine vielfach gebrochene, komplexe Wirklichkeit.“ (tip) H
Spider-Man III USA 2007, R: Sam Raimi, D: Tobey Maguire, Kirsten Dunst
„Venom, ein schwarzer, parasitärer Organismus aus dem All, und der Sandman haben Spider-Mans geliebte Mary Jane entführt. Aus der unschuldigen Perspektive der 30er Jahre, der Geburtsstunde der Superhelden, wirft Sam Raimi einen romantisch verklärten Blick auf ein idealisiertes Amerika mit aufrechten Superhelden und berechenbaren Superschurken. Das der Film dabei nicht peinlich wird, ist der offenkundigen Begeisterung Raimis für das altbackene Superheldengenre zu verdanken.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Stellas Versuchung Großbritannien/Irland 2005, R: David Mackenzie, D: Natasha Richardson, Ian McKellen
“In „Asylum“ (so der Originaltitel) spielt Natasha Richardson die verbitterte Frau. England Mitte der fünfziger Jahre, eine psychiatrische Klink auf dem Land, eine verklemmte Ehe, ein attraktiver Patient, dessen ganze Gestalt Sex verspricht. Am Anfang scheint es, als würde aus dieser Verfilmung eines Romans von Patrick McGrath ein gothic thriller, ein Film um eine Frau, die an ihren Begierden verrückt wird, was sich ziemlich früh bereits andeutet. Doch dann erstickt alles Unheimliche in den Dekors.“ (Frankfurter Allegemeine Zeitung) HB
Stomp the Yard USA 2007, R: Sylvain White, D: Columbus Short, Meagan Goo
„Zwei rivalisierende Studentengruppen reißen sich um einen talentierten Streetdancer. Manchmal kann man einfach nur noch den Kopf schütteln und sich wundern. Darüber nämlich, dass sich die Produzenten von Fließbandware wie „Stomp the Yard“ bei ihrer Arbeit nicht zu Tode langweilen. Denn die Geschichte vom tanzenden Outcast ist mittlerweile so oft erzählt worden, dass es sich erübrigt, die vermeintliche Erfolgsformel nochmals herunterzubeten. Was das ergibt? Einen überlangen Videoclip mit nett choreografierter Beinarbeit, viel rhythmischem Gestampfe, einem schneidigen Eintänzer und einigen schmissigen Dancefloor-Krachern. Massenware zum Kopfschütteln eben.“ (Cinema) H, HB, H, KI, OL
Die Strandflitzer - Les Bronzés Frankreich 1978 R: Patrice Leconte, D: Josiane Balasko, Michel Blanc, Marie-Anne / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Völlig erschöpft erreicht eine Gruppe Pariser Urlauber einen Ferienclub in Afrika, um sich dort eine Woche zu erholen. Strand, Wettbewerbe, Exkursionen und Sonnenbrand begleiten eine Reihe von kleinen Flirts, komischen und peinlichen Ereignissen, bevor jeder der beteiligten Urlauber in sein Leben und zu seinem eigenen Schicksal zurückkehren wird. „Les Bronzés“ zeigt die Pariser Theatertruppe des Splendid in einer ihrer absoluten Kultrollen.“ (bremerfilmkunsttheater) HB
T
Tokio-Story (House of Bamboo) USA 1955, R: Samuel Fuller, D: Robert Ryan Dawson, Robert Stack / Originalfassung ohne Untertitel
„In Tokio überfällt eine Bande amerikanische Munitionszüge. Ein amerikanischer Polizist nimmt die Ermittlungen auf. Fuller etablierte in dieser Gangstergeschichte die Figur des Verbrechers in der Samurai-Tradition, wie er in „Le Samurai“ oder „Ghost Dog“ weiterlebt.“ (Metropolis) HH
Der Traum Dänemark/Großbritannien 2005, R: Niels Arden Oplev, D: Janus Dissing Rathke, Steen Stig Lommer
„Dänemark 1969: Mit dem neuen Schuljahr kommen neue Probleme: Frits, der sich für den kürzlich ermordeten Menschenrechtler Martin Luther King zu interessieren beginnt, leidet unter dem tyrannischen Direktor Lindum-Svendsen. Obwohl er bei seinen Schulkameraden nicht viel Rückhalt hat und auch die Eltern und ein junger, unkonventioneller Lehrer nur bedingt hinter ihm stehen, setzt sich Frits wie sein Vorbild King gegen den diktatorischen Rektor mutig für seinen eigenen „Traum“ von Gerechtigkeit ein. Die Kraft und Emotionalität des Films überzeugte 2006 auch die Jugend-Jury der Berlinale, die das bewegende Drama mit dem Gläsernen Bären auszeichnete.“ (Rheinischer Merkur)
U
Unbesiegbar - Der Traum seines Lebens USA 2006, R: Ericson Core, D: Mark Wahlberg, Greg Kinnear
„Philadelphia Mitte der 1970er-Jahre: Ein wortkarger Aushilfslehrer und Feierabend-Footballer wird nach einem Probetraining in die abgehalfterte Football-Mannschaft der „Philadelphia Eagles“ aufgenommen und macht Karriere als Profisportler. Der auf einer wahren Begebenheit beruhende Aufsteigerfilm vermeidet weitgehend die Klischees des Genres und zeichnet sich in erster Linie durch die glaubhafte Darstellung eines proletarischen Milieus aus. Sympathisch auch dank des guten Hauptdarstellers.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH
Un Monde Moderne Frankreich 2005, R: Sabrina Malek, Arnaud Soulier / Originalfassung mit Untertiteln
„In die Gegenwart der globalisierten Welt und zu einem höchst aktuellen gesellschaftlichen Thema führt „Un Monde Moderne“. Vor einigen Jahren wurde in der Werft „Chantiers de l‘Atlantique“ in St-Nazaire die Unternehmensstruktur geändert, um Produktionskosten zu senken. Teilzeitarbeit und Globalisierung verursachten eingreifende Veränderungen der Arbeitsverhältnisse und der Beziehungen der Arbeiter untereinander. Über Subunternehmen werden Arbeiter aus Pakistan, Indien, Rumänien und Griechenland angeheuert, die unter schwierigsten Bedingungen ohne Arbeitsrechte und Verträge arbeiten - oft sogar ohne Lohn. Während sich der weltgrößte Passagierdampfer „Queen Mary 2“ in der Montage befindet, erzählen die Arbeiter der Werft von ihrem Alltag und ihren unsicheren Arbeits- und Lebensbedingungen.“ (fdk-berlin) HH
Unsichtbar – Zwischen zwei Welten USA 2007, R: David S. Goyer, D: Justin Chatwin, Margarita Levieva
Wie löst man einen Mordfall, wenn man selbst das Opfer ist? US-Remake eines schwedischen Mystery-Thrillers. Der Film erzählt von einem Teenager, der das Rätsel seines eigenen Verschwindens lösen muss. Nick, ein arroganter Streber, wird von den Kumpels seiner getriezten Mitschülerin Annie brutal verprügelt und im finstren Wald zurückgelassen. Während die Polizei nach ihm fahndet, wandelt er als Geist durch seine eigene Welt – so lange, bis sein Körper gefunden wird. Dumm nur, dass er dabei auf die Hilfe von Annie angewiesen ist. Hilfe könnten auch die jugendlichen Darsteller gebrauchen: in Form der einen oder anderen Stunde Schauspielunterricht. Regisseur Goyer gelingt überdies das Kunststück, seine prätentiöse Story so verschwurbelt zu erzählen, dass man sich unentwegt fragt: Warum das Ganze jetzt? Und darauf gibt es eigentlich nur eine Antwort: Keine Ahnung, aber wen interessiert’s?“ (Cinema) BHV, H, HB
V
Valley of Flowers Deutschland/Schweiz/Indien/Frankreich/Japan 2006, R: Pan Nalin, D: Milind Sonam, Mylene Jampanoi
„Im Himalaja des 19. Jahrhunderts geraten der glutäugige Jalan und die mysteriöse Ushna beim Plündern und Stehlen dermaßen in Wallung, dass unser irdisches Dasein für ihre Liebe bald zu klein wird. Doch um eine Leidenschaft zu schildern, die Zeit und Raum überbrückt -- das Ganze endet im heutigen Tokio --, bedarf es empfindsamer Schauspieler und einer Dramaturgie, die sich nicht nur auf exotische Bilder verlässt. Die wenigen Szenen, in denen Mystik und romantische Magie tatsächlich aufs Wunderbarste verschmelzen, trösten da nur bedingt.“ (Cinema) HB, HH
Verführung einer Fremden USA 2007, R: James Foley, D: Halle Berry, Bruce Willis
„Eine New Yorker Reporterin, die aus Frustration ihren Job gekündigt hat, ermittelt nach der Ermordung einer Freundin auf eigene Faust im Privat- und Geschäftsleben eines führenden Werbefachmanns und kommt in Teufels Küche, als ihre Tarnung auffliegt. Solider Thriller, der mit einigen / Originalfassung mit Untertitelnüberraschenden Wendungen und routinierten Darstellern aufwartet.“ (filmdienst) H, HB
W
Wer früher stirbt, ist länger tot Deutschland 2006, R: Marcus Rosenmüller, D: Markus Krojer, Jule Ronsted “In einem Dorf in Bayern hört der elfjährige Sebastian, dessen Mutter vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, die Erwachsenen oft über den Tod reden. Sie denken sich nicht viel dabei. Sebastian denkt sich zuviel dabei. Aus dieser Diskrepanz entwickelt Markus Rosenmüller seine Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Diese überzeugt durch eine profunde Logik, in die viele bayerische Überlebensweisheiten gemischt sind. Das lokale Idiom trägt entscheidend zum Charme des Films bei.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) HB, HH, OL
Das wilde Leben Deutschland 2007, R: Achim Bornhak, D: Natalia Avelon, Matthias Schweighöfer
“Uschi Obermaier war 1968 das deutsche Oben-ohne-Pendant zum bärtigen Ché-Guevara-Heiligenbildchen. Sie sprengte die „Kommune 1“ und turtelte mit den Rolling Stones. Schade: Biederer und kreuzbraver als im nächste Woche startenden Kinofilm „Das wilde Leben“ hätte man ihre Geschichte nicht verfilmen können. Für einen abendfüllenden Spielfilm ähnelt „Das wilde Leben“ zu sehr den mittelmäßigen Fließband-Produktionen des deutschen Fernsehens, in denen wilde Kerle oder freche Mädchen ihre pseudodramatischen Rollenspielchen vorhersehbar abspulen. So ist auch dieses Kinodebüt des 38-jährigen Regisseurs Achim Bornhak, der bislang zwei TV-Filme, vor allem aber Werbe- und Musikclips für MTV und Viva gedreht hat, nur ein bunter Bilderbogen ohne schlüssige Dramaturgie. Brav hält man sich an der Chronologie fest.“ (Der Spiegel) H
Z
Das Zauberflugzeug Frankreich/Deutschland 2005, R: Cédric Kahn, D: Roméo Botzaris, Alicia Djemaï
„Ein magisches Flugzeug hilft einem Jungen über den Verlust seines Vaters hinweg. Die Mischung aus Alltagstragödie und fantastischem Märchen funktioniert zunächst ganz prima, denn Regisseur Cédric Kahn arbeiten mit Anspielungen und poetischen Symbolen, die unmissverständlich sind: Charlys Abenteuer zu Lande und über den Wolken sollen ihm helfen, über seinen entsetzlichen Verlust hinwegzukommen. Doch dann setzt der Film zur (Bruch-)Landung an – und kleidet seine Botschaft in kitschig-plumpe Szenen, die alle losen Fäden eilig zum Happy End verknüpfen. Aber womöglich muss man mit Kindern eine so eindeutige Sprache sprechen. Schließlich wurde die Geschichte für sie gedreht.“ (Cinema) HH
Zodiac - Spur des Killers USA 2007, R: David Fincher, D: Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo
„Auf Tatsachen beruhender Film um die vergebliche Jagd nach dem Serienkiller „Zodiac“, der Ende der 1960er-Jahre den Großraum San Francisco mit fünf Morden in Angst und Schrecken versetzte. Der weitgehend aus Perspektive zweier im Dunkeln tappender Ermittler -- eines Polizisten und eines detektivisch ambitionierten Zeitungskarikaturisten -- inszenierte Kriminalfilm fesselt dank seiner suggestiven formalen Qualitäten. Dabei wirkt er um so verstörender dadurch, dass er im nachhinein die Gier des wirklichen Täters nach Publicity zu erfüllen scheint.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
2 Tage Paris Frankreich/Deutschland 2007, R: Julie Delpy, D: Julie Delpy, Daniel Brühl
„Mit beeindruckendem komödiantischen Timing erzählt Julie Delpy in ihrem Regie-Debüt vom Paris-Besuch eines Liebespaars. Adam Goldbergs Neurotiker und Delpys Tagträumerin bieten Anmerkungen zum Beziehungsleben, aber auch den kulturellen Eigenheiten von Amerikanern und Franzosen. Trotz eines etwas holprigen Finales ein großes, hintersinniges Vergnügen.“ (tip) H, HB, HH, OL
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