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„Wege enden im Nichts“

RADFAHREN Der ADFC will wissen, welche Partei wirklich bereit ist, den Autoverkehr zu beschneiden

Merja Spott

■ 38, ist passionierte Fahrradfahrerin und Referentin für Verkehr des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) Hamburg.

Frau Spott, wie oft fahren Sie mit dem Rad durch Hamburg?

Merja Spott: Täglich.

Und wie oft fluchen sie über schlecht ausgebaute oder gar nicht vorhandene Radwege?

Nicht so oft. Aber nur, weil ich die Strecken, die ich fahre, vorher genau auswähle.

Das ist aber nicht immer möglich.

Gerade wenn man eine Strecke nicht kennt, scheitert man oft an der nicht eindeutigen Radwegeführung. Da gibt es benutzungspflichtige Radwege, die plötzlich im Nichts enden oder die gar nicht befahrbar sind, weil sie ständig zugeparkt werden.

Sie moderieren heute eine Diskussion, in der sich die fünf verkehrspolitischen SprecherInnen der Rathaus-Parteien alle für einen Ausbau des Radwegenetzes einsetzen werden. Das könnte langweilig werden!

Tatsächlich sind inzwischen alle Parteien für den Radverkehr. Was das aber konkret heißt, wollen wir rausfinden. Es geht darum, ob eine Partei nur dafür ist, bestehende Radwege zu verbreitern und deren Oberfläche zu erneuern. Oder ob sie auch bereit ist, den Radverkehr generell auf die Fahrbahn zu verlegen und den Stadt- und Straßenraum ganz neu aufzuteilen.

Was wäre da aus Ihrer Sicht denn vordringlich?

Die klare Entscheidung, den Radverkehr generell auf der Straße zu führen. Wobei vor allem im Kreuzungsbereich dafür gesorgt werden muss, dass der Radfahrer auch gesehen wird. Die Politik darf keine davor Angst haben, für solche Maßnahmen auch mal Parkplätze zu opfern. Und wir brauchen Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit, von der nur noch wenige Hauptverkehrsachsen ausgenommen sind.

Wie weit ist Hamburg hier im Vergleich zu anderen Städten?

Im Vergleich fällt Hamburg immer weiter zurück. Erst wurden die Radwege nicht gepflegt und dann wurde zehn bis 15 Jahre lang die Entwicklung neuer Radverkehrskonzepte verschlafen. Hamburg ist inzwischen ganz weit hinten.

Was fordern Sie vor der bevorstehenden Bürgerschaftswahl? Wir werden Anfang Januar Wahlprüfsteine formulieren. Und wir werden versuchen, sehr konkret zu gucken, wer sich traut, auch mal dem motorisierten Individualverkehr wehzutun, um den Radverkehr zu fördern. In einer Stadt wie Hamburg kann man nicht den einen mehr Fläche geben, ohne dem anderen was wegzunehmen. INTERVIEW: MAC

Wer traut sich was? – Podiumsdiskussion über Hamburgs Fahrradpolitik: 19 Uhr, Georg-Asmussen-Haus, Böckmannstraße 3

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