piwik no script img

„Feinfühligkeit ist wichtig“

INFO „Pflegekinder in Bremen“ vermittelt und qualifiziert Tageseltern. Auch ohne eigene Kinder

Susanne Kuhnke,

■ 46, ist Diakonin und leitet bei „Pib – Pflegekinder in Bremen“ die Abteilung zur Qualitätssicherung der Tagespflege.

taz: Frau Kuhnke, kann man von einem Job als Tagesmutter sich und seine Familie ernähren?

Susanne Kuhnke: Nur bedingt. Wir haben Tagespflegepersonen, die sich in externen Räumen zu zweit um zehn Kinder mit einem langen Betreuungsangebot kümmern – die können als Alleinstehende oder Kleinstfamilie davon leben. Aber als Alleinverdiener eine drei- oder vierköpfige Familie ernähren – dafür sind die Betreuungspauschalen zu niedrig.

Für wen ist das dann überhaupt etwas?

Die Tagespflege eignet sich für Sozialpädagoginnen und Erzieher, die gerne ein eigenes pädagogisches Konzept umsetzen wollen oder für Menschen, die sich nach einer Familienphase beruflich neu orientieren wollen, vielleicht schon immer den Wunsch hatten, Erzieher oder Erzieherin zu werden. Und es ist natürlich etwas für Eltern, die in einer sinngebenden selbständigen Tätigkeit Familie und Beruf vereinigen wollen.

Worauf achten Sie bei der Auswahl der Tageseltern?

Ganz wichtig ist ein hohes Maß an Feinfühligkeit. Da sich Kleinstkinder ja noch nicht sprachlich äußern können, muss man in der Lage sein, sich in sie hinein zu versetzen. Dann sollten Interessierte eine wertschätzende Haltung den Eltern entgegen bringen und sie in dem respektieren, was sie mitbringen oder auch nicht mitbringen. Und da es sich um eine selbständige Tätigkeit handelt, muss man auch der geschäftlichen Seite etwas abgewinnen können.

Muss man eigene Kinder haben?

Nein, wir haben auch Tagespflegepersonen, die selbst keine Kinder haben. Wir gucken aber sehr genau, ob ein unerfüllter Kinderwunsch dahinter steckt. Es muss klar sein, dass keine Konkurrenz zu den Eltern entsteht.

Lehnen Sie auch mal jemand ab?

Ja, natürlich. Immer dann, wenn die Motivation eine andere ist als eine pädagogische und wenn der Kinderschutz nicht gewährleistet ist.

Wie viele Tagesväter haben Sie?

Elf. Von insgesamt 350 Tagespflegepersonen. Interview: eib

Informationsveranstaltung „Kindertagespflege – ein Arbeitsfeld für mich?“: 10 Uhr, PiB, Bahnhofstr. 28

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen