piwik no script img

DIE GESELLSCHAFTSKRITIKCodename „Devil Eyes“

Was sagt uns das? Die CIA hat eine teufelsartige Osama-Puppe entwickelt, um Kinder in Afghanistan von al-Qaida fernzuhalten

Wer bin Laden-Fan ist, kann jetzt eine Osama-Puppe ersteigern. Sie ist 30 Zentimeter groß, trägt traditionelle Kleider und hat einen Kopf zum Wechseln. Das Ersatzhaupt zeigt den ehemaligen Al-Qaida-Frontmann als Teufel mit rot-schwarzem Gesicht und grünen Augen. Das Ding wurde unter dem Codename „Devil Eyes“ von der – kein Witz – US-amerikanischen Central Intelligence Agency (CIA) entwickelt.

Die ursprüngliche Idee war aber eine andere, wie die britische Tageszeitung The Independent berichtet: Osamas Gesicht sollte normal aussehen und mit einer Spezialfarbe bemalt werden, die dessen Hautton nahe kommt. Bei Kontakt würde diese sich auflösen und das Teufelsantlitz darunter zum Vorschein kommen. Der Geheimdienst hat die Puppe 2005 im Rahmen einer sogenannten Influence Operation, in Auftrag gegeben.

Seit Jahrzehnten versucht die CIA mit solchen Aktionen das Vertrauen und die Unterstützung der Bevölkerung in Krisenregionen zu gewinnen. In diesem Fall sollten Kinder im Nahen Osten mit den Puppen von al-Qaida ferngehalten werden. Das Vorhaben wurde allerdings fallengelassen. Lediglich drei Prototypen wurden angefertigt, zwei davon befinden sich im CIA-Hauptquartier beziehungsweise im Pentagon.

Der Schöpfer der Puppe ist kein Unbekannter. Der mittlerweile verstorbene Donald Levine schuf auch die erste Actionfigur der Welt: G.I. Joe. Der Infanteriesoldat war die für Jungs gedachte Antwort auf Barbie. Laut Washington Post fühlt sich die Familie Levines „geehrt“, an dem obskuren CIA-Projekt mitgewirkt zu haben. Der Teufels-Osama ist übrigens genauso groß wie G.I. Joe.

Das erste Gebot für „Evil Eyes“ steht bei 2.500 Dollar, der Puppe liegt ein Echtheitszertifikat von Levines Sohn bei. PATRICK LOEWENSTEIN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen