: Personalpoker bei Dynamo
Auf der Mitgliederversammlung Ende der Woche geht es um die Führungsfrage in dem zuletzt erfolgreichen Fußballclub. Präsident Weinkauf will mit neuem Sponsor punkten
Die einen nennen es Mitgliederversammlung, andere befürchten ein „Schlachtfest“, wenn es am 23. Juni im Sportforum Hohenschönhausen um die Macht beim BFC Dynamo geht. Präsident Mario Weinkauf, zuletzt von Hauptsponsor Peter Meyer zum „Frühstücksdirektor“ degradiert, will wieder der wirklich starke Mann werden beim einstigen Fußball-Rekordmeister der DDR.
Welche Kluft sich durch den Verein zieht, zeigt eine Reaktion von Geschäftsstellenleiter Frank Berton. Auf die Frage des Internet-Anbieters „nordostfussball.de“, ob er sich eine weitere Zusammenarbeit mit Weinkauf vorstellen könne, antwortete Berton: „Welche Zusammenarbeit? Mario Weinkauf ließ sich erst wieder im Umfeld der Mannschaft blicken, als der sportliche Erfolg einsetzte.“
Der Gemaßregelte hatte vermutlich Wichtigeres zu tun, als die fulminante Aufholjagd in der Oberliga-Tabelle unter dem neuen Trainer Volkan Uluc zu bejubeln. Weinkaufs Wahlversprechen haben den Widersachern viel Wind aus den Segeln genommen. „Der BFC wird überleben. Wenn man höher hinauswill, muss man mehr haben“, erklärt der Mann, der mit Dynamo weit nach oben strebt. Raus aus den Niederungen des Amateurlagers, hinein in die neue 3. Profi-Bundesliga, die ab 2008 den Betrieb aufnimmt.
Zu diesem Zweck hat Weinkauf offenbar eine Investorengruppe an Land gezogen, die vor einem dreijährigen Engagement im Sportforum stehen soll. Laut BFC-Präsident sei eine erste Rate über 299.990 Euro auf einem Treuhandkonto eingegangen, auf das nur er und der Investor Zugriff hätten. „Wir haben eine Bankgarantie über 1,5 Millionen“, erklärte Weinkauf den verblüfften Mitgliedern. Damit stünde dem Aufstieg des BFC wirtschaftlich kaum mehr etwas im Wege.
Nicht genug damit: Weinkauf legt ein Sahnehäubchen obendrauf. Die Vermarktungsrechte am Vereinslogo mit dem weißen „D“, die sich seit 2002 im Besitz der Firma „Ra-Be GmbH“ befinden und deren Wert auf 600.000 Euro taxiert werden, sollen zum BFC zurückkehren.
Vor Jahresfrist sprach Weinkauf noch von zähen Verhandlungen und dass er sich mit den Verhandlungspartnern im Kreis drehe. Jetzt ist man offenbar einig geworden. Ein Privatmann habe die Logo-Rechte für eine „nicht unbedeutende, sechsstellige Summe“ gekauft, hat Weinkauf Fanvertretern mitgeteilt. Der geplante Logo-Deal sieht ein zehnjähriges Nutzungsrecht für Dynamo vor. Damit hätte der Club eine sprudelnde Quelle für Marketing- und Merchandising-Einnahmen erschlossen.
Viele Fans und Mitglieder in Hohenschönhausen würden die frohe Botschaft gern glauben, nachdem der Klub in der Vergangenheit ein Insolvenzverfahren nur mit Mühe überlebt hat. Sie erinnern sich auch an jene Zitterpartie unter Weinkauf im Sommer 2006, als der damalige Hauptsponsor plötzlich absprang, nachdem BFC-Hools im Stadion gewütet hatten.
Weil Ersatz nicht so schnell gefunden werden konnte, sprang Weinkauf-Kontrahent Peter Meyer mit seiner Firma ein und rettete den Verein. Jetzt soll Meyer intern verkündet haben, das Feld zu räumen für Weinkauf, wenn die Wahlversprechen des Kontrahenten einer Wirtschaftsprüfung standhielten.
Weinkauf zeigt sich einer Koalition mit Meyer nicht abgeneigt. „Natürlich kann ich mir eine sachliche Zusammenarbeit in abzusprechendem Rahmen mit klarer Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten vorstellen“, sagt der Präsident. Für Gesprächsstoff am 23. Juni ist gesorgt. JÜRGEN SCHULZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen