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Niedersachsen wird Rockermilieu

MOTORRADCLUBS In Nienburg treffen sich rund 400 „Red Devils“ zum Feiern, in Stade gründen „Mongols“ eine Gruppe. Niedersachsens Linksfraktion wirft CDU-Innenminister Schünemann Tatenlosigkeit vor

In Niedersachsen gibt es derzeit fast 40 Motorradclubs mit 520 Mitgliedern

„Arbeitsverweigerung“ wirft Niedersachsens Linksfraktion Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (OK) im Rockermilieu vor. In Nienburg bereitet sich die Polizei am Wochenende mit erhöhter Präsenz auf eine private Feier der „Red Devils“ vor, die als Unterstützer der „Hells Angels“ gelten.

Man könne „nur hoffen, dass dieses Treffen friedlich verläuft“, erklärte die Linken-Abgeordnete Pia Zimmermann am Freitag. Sie warnt vor Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Rockergruppen. In Niedersachsen gibt es laut Innenministerium derzeit fast 40 Motorradclubs mit rund 520 Mitgliedern. 2010 ging die Polizei bei drei von 67 OK-Verfahren gegen Tatverdächtige aus Rockerbanden vor. Ihnen wurden unter anderem versuchte Tötungsdelikte, Raub, Drogenhandel und Waffenbesitz vorgeworfen.

In Stade gibt es derzeit Hinweise, dass der Motorradclub „Mongols“ ein Chapter gründen will. Für Linken-Vizefraktionschef Victor Perli ein Zeichen, dass „Niedersachsen bald übersät ist mit sogenannten Rockergruppen.“

Ein Bremer „Mongols“-Ableger war erst kurz zuvor nach Prügeleien mit den verfeindeten „Hells Angels“ verboten worden.

Die Linksfraktion bekräftigt angesichts der Entwicklungen ihre Forderung nach einem Verbot sogenannter Rockergruppen: „Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Gruppen rechtsfreie Zonen schaffen.“ Wenige Tage zuvor hatte Innenminister Schünemann bei der Vorstellung seines Lageberichts zur OK noch verkündet, er glaube nicht an ein bundesweites Verbot. Dazu müsse man den einzelnen Ortsgruppen organisatorische Verbindungen nachweisen können.

Zugleich hatte er vom Bund gefordert, die Bekämpfung der Piraterie künftig zentral zu steuern. Stattdessen, so Zimmermann, solle Schünemann „seine Aufgaben im eigenen Beritt machen“ und sich bei Länder- und BundeskollegInnen für ein Rockerverbot einsetzen. THA

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