: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Das Sommerloch ist groß und füllt sich zunehmend mit Kälte und Regenwasser. Und wo dem wetterfühligen Mitteleuropäer gemeinhin das Theater Zuflucht vor der Natur gewährt, herrscht auch hier: gähnende Leere. Nur vereinzelt glänzen Perlen wie der Kafka-Abend des Theaters zum Westlichen Stadthirschen „Kafka am Sprachrand“ (von 2009), der in dieser Woche noch einmal in der Stadthirschen-Spielstätte im Theater Thikwa (F 40) zu sehen ist: eine Textmontage aus Briefen und Romanen von Franz K, die Anke Mo Schäfer und Dominik Bender zum Sprachspiel für vier Clowns verdichteten. Am Kurfürstendamm, im altehrwürdigen und etwas schauerlichen Hotel Bogota, in dessen Kellern einst die Nazis die geraubte Gemäldesammlung der jüdischen Gemeinde bunkerten, lädt der Schriftsteller und Regisseur Joerg Aufenanger zu einem dritten Abend mit Hotelgeschichten ein. (Bei gutem Wetter gar im Hotelgarten, wie man hört). Dabei geht es gar nicht um Geschichten aus oder über Hotels, sondern vielmehr um Texte und Autoren, die für ihre Leser wie zweite Wohnungen, ja Lebensformen werden können. „Hotel Modiani“ ist der Freitagabend also überschrieben, an dem in die Texte des 1945 geborenen italienischen Ausnahmeschriftstellers Patrick Modiano eingezogen werden kann. Und was man jetzt nicht gedacht hätte: Berlin ist, neben Buenos Aires, die größte Tangometropole der Welt. Das zumindest behauptet die Ufa-Fabrik in Tempelhof, die von Freitag bis Sonntag zur „Tangonale“ lädt, einem Sommerfest der Tangokunst, wo nicht nur der einschlägige Tanz und die dazugehörige Musik zu hören und zu sehen sein werden, sondern unter anderem auch die Theatercollage „Cafetín der Sur“, das in einem alten Café in einem Stadtteil von Buenos spielt. Das kann dann unser wettergekühltes Blut vielleicht etwas anheizen.
■ „Kafka am Sprachrand“: Theater Thikwa, Do-So
■ „Hotel Modiani“: Hotel Bogota, Schlüterstr. 45, Fr
■ Tangonale: Ufa-Fabrik, Fr-So
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