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Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Nach dem Ende der Dead Kennedys hatte der Punk-Veteran Jello Biafra lange Zeit keine richtige Band mehr, reihte ein kurzes Projekt an das nächste, lieh seine Stimme vorübergehend den Stoner-Rockern The Melvins oder dem Hardcore-Duo No Means No. Jetzt hat er sich mit Faith-No-More-Bassist Billy Gould zusammengetan und ist fortan als Jello Biafra and The Guantanamo School of Medicine unterwegs, heute Abend macht man Station in Berlin. Darüber haben sich viele Fans sehr erfreut gezeigt, sogar so viele, dass das Konzert vom Lido ins Astra Kulturhaus verlegt werden musste. Am Sonntagnachmittag kommt dann zum ersten Mal in seiner Karriere der große amerikanische Lo-Fi-Pop-Exzentriker R. Stevie Moore aus Nashville zu Besuch und gewährt im WestGermany allen Neugierigen einen kleinen Einblick in sein unübersichtliches wie reiches Schaffen, in dem große Melodien und seltsame Klänge friedlich nebeneinander leben. Vielleicht wird der 59-Jährige hierzulande dann ja auch endlich mal entdeckt. Später am Abend spielt der gleichaltrige Gitarrist Uwe Kropinski im A-Trane, ebenfalls solo, dafür mehr Hi- als Lo-Fi. Kropinski ist einer der versiertesten Jazzgitarristen in Deutschland überhaupt, mit überragender Technik, Entdeckergeist und viel Sinn für absurden Humor. Sinn für Absurdes hat auch die Soul-Diva Erykah Badu, wobei sich diese Vorliebe bei ihr hauptsächlich in afrofuturistischen Outfits äußert, mit denen sie sich in eine musikalische Tradition stellt, die bis zu George Clintons P-Funk und Sun Ras „Outer Space Arkestra“ zurückgeht. Am Mittwoch beschließt die zwischen Hip-Hop und Neo-Soul operierende Musikerin, die in ihren Texten oft soziale oder politische Fragen behandelt und für Konzept-Alben wie ihre Serie „New Amerykah“ bekannt ist, im Tempodrom ihre Deutschlandtour.

■ Jello Biafra: Astra, Fr., 20 Uhr. 21 Euro

■ Stevie Moore: WestGermany, So., 17 Uhr

■ Uwe Kropinski: A-Trane, So., 22 Uhr

■ Erykah Badu: Tempodrom, Mi., 20 Uhr, ab 52 Euro

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