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NINA APIN LEUCHTEN DER MENSCHHEITDas Glück über der gläsernen Decke

Da ist es wieder, das Schlechte-Laune-Thema: Warum haben Frauen oft die besseren Abschlüsse, sind beruflich aber weniger erfolgreich als Männer? Und warum hängt den wenigen, die es geschafft haben, hartnäckig das Etikett „einsame Karrierefrau“ an? Warum ist es in Deutschland eigentlich so schwer, als Frau Karriere plus Familie zu haben, ohne im Dauerfeuer anstrengender Rollendiskussionen zu verbittern?

Das Gender-Thema nervt. Weil konkrete gesellschaftliche Missstände wie ungleiche Bezahlung, fehlende Betreuungsangebote und Vorurteile gegen weibliche Führungskräfte fast ausschließlich ideologisch diskutiert werden. Neuer versus alter Feminismus, Supermütter gegen Karrierefrauen, Emanzen gegen Männerrechtler und Kristina Schröder. Und jedeR weist mit dem Finger auf die anderen: DIE sind schuld, dass es nicht vorangeht mit der Gleichberechtigung. Bettina Wündrich fasst in ihrem Buch „Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind“ (Rowohlt 2011) bisherige Debatten über die Frauenquote, böse Mütter oder die „Feigheit“ der Frauen zusammen und reichert sie mit aktuellen Studien über Berufsalltag, Beziehungsmodelle und Glücksempfinden an.

Interessanter als die Theorie sind die vielen Fallbeispiele – darunter Wündrichs eigene Mutter, die bereits in den Sechzigern im Home-Office arbeitete. Oder die alleinerziehende Journalistin Gaby, der ihr Chef in den frühen Neunzigern ein flexibles Teilzeitmodell anbot, um das viele Frauen heute kämpfen. Natürlich gibt es auch die „neuen Väter“, die nach absolvierter Wickelpause wieder voll einsteigen – ohne im Haushalt einen Finger zu rühren. Und die Akademiker, die laut Umfrage keine besser verdienende Partnerin akzeptieren würden. Aber die positiven Beispiele von gestern und heute zeigen: Es geht – nur nicht von alleine. Frauen müssen anfangen, selbst nach der Macht zu greifen. Und Männer müssen aufhören, sie daran zu hindern. Wie das geht? Durch eine Frauenquote und eine flächendeckende Ganztags-Kinderbetreuung, meint Wündrich. Und durch Paarbeziehungen, die Gleichberechtigung in allen Details leben. Ein prima Rezept gegen schlechte Laune – wäre es nicht so mühsam.

Die Autorin ist taz-Redakteurin Foto: privat

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