piwik no script img

LESERINNENBRIEFE

Mit der Tochter sonntags Jeans kaufen

■ betr.: „Soll man sonntags arbeiten?“, taz vom 28. 11. 14

Liebe Frau Schmollack, ich weiß ja nicht, auf was für eine Berliner Experimentalschule ihre Kinder gehen. Meine haben Mittwoch und Donnerstag bis vier Uhr Schule. Komisch. Soll ich dann sagen: Meine Kinder gehen heute nicht, ich hab ja meinen freien Tag? Im Übrigen: Alle Verkäuferinnen von Galeria Kaufhof oder ähnlichen Einrichtungen, die ich jemals gefragt habe, haben Spätschichten oder Sonntagsarbeit nicht freiwillig gemacht. Gehen Sie doch mal im Weihnachtsgeschäft zu Karstadt und fragen Sie die Leute, wenn Sie mit ihrer Tochter sonntags eine Jeans kaufen gehen, ob die da gerne arbeiten. Ich habe, was die Spätschicht betrifft, häufiger nachgefragt. Lapidare Antwort: „Ja toll, hab ich vormittags frei. Kann ich nix mit anfangen. Meine Freunde arbeiten da.“ Mit dem Sonntag ist es genauso. FLORIAN NELLE, Pulheim

Politik für wen?

■ betr.: „Freie Bahn für freien Handel“, taz vom 28. 11. 14

Es kann doch nicht sein, dass sämtliche Argumente, die die fatalen Folgen von Ceta und TTIP auf unsere Demokratie, die Wirtschaft und die Umwelt aufzeigen, aus Sigmar Gabriels Gehirn durch die Lobbyisten der Konzerne herausgespült sind.

Das Argument, dass Deutschland das einzige europäische Land ist, in dem sich die Menschen dagegen auflehnen, ist auch falsch. Für wen wird hier in der EU Politik gemacht? Sollen wir uns zum Vasallen internationaler Konzerne mit dem Ziel der „Full Spectrum Dominance“ machen lassen? Sollen wir dulden, dass der Kollaps unserer Biosphäre so schnell wie möglich erreicht wird? Die Große Transformation – alles nur Illusion? ANITA SCHWAIER, Angermünde

Ich habe gelacht

■ betr.: „Ignoranz ist die beste Verdrängung“, taz vom 27. 11. 14

Muss ich mich jetzt in Grund und Boden schämen? Ich gestehe, ich habe gelacht. Und zwar viel und herzlich: im Kino, im bösen Film „Monsieur Claude und seine Töchter“.

Und mit mir haben viele andere Zuschauer gelacht, aber jetzt weiß ich ja, dass ich mir „unreflektiert-amüsiert eine hemdsärmelige Reproduktion von Rassismen eingepfiffen“ habe, auch ohne mir auf die Schenkel zu klopfen.

In Frankreich haben den Film übrigens über 12 Millionen gesehen, in den USA sah ihn keiner – in den öffentlichen Kinos. Die wollten ihn nicht, wegen Rassismus. Den haben die woanders. Mit reuigen Grüßen KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main

Alles nur besorgte Bürger

■ betr.: „‚Pegida‘ wächst zur Großkundgebung“, taz vom 26. 11. 14

Fast könnte man ja feststellen: schon wieder Dresden als Hochburg der Rechten. Aber in Köln, Hannover, Hamburg, überall gehen die „anständigen“ Bürger auf die Straßen, wenn es um Flüchtlinge oder Asylbewerber geht. Wenn man sich die Untersuchung der Uni Leipzig vom Sommer ansieht, wird deutlich, wie weit verbreitet fremdenfeindliches Denken in unserer Gesellschaft ist. Und nun ist es wieder möglich, auf die Straße zu gehen, um die „deutschen Werte“ zu verteidigen. Aber alles sind keine Rassisten, nur besorgte Bürger. Doch wer trägt die Verantwortung? Ich habe da einige Politiker ausgemacht, die zufällig alle einen konservativen (CDU/CSU) Hintergrund haben. Da bedrohen Salafisten (gemeint sind alle muslimischen Mitbürger) unsere Grundordnung, da ist das „Boot voll“, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht, da kommen „Sozialschmarotzer“. Und nun soll in Sachsen eine Sondereinheit der Polizei gebildet werden, um die besondere Kriminalität von Asylbewerbern aufzuklären. Verdammt, das riecht nach Gestapo und Stasi. ALBERT WAGNER, Bochum

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen