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PRESS-SCHLAG„Gegentore notfalls mit militärischer Gewalt erzwingen“

SPORTPOLITIK Ein Geheimpapier beweist: Gegen die Vormacht des FC Bayern formiert sich politischer Widerstand. Eine Regulierung des Fußballs ist unvermeidlich

Jeder Spieltag, jede Jahreshauptversammlung, jeder Satz, den Karl-Heinz Rummenigge spricht, und jede Rückgabe, die Manuel Neuer aufnimmt, beweist: Wenn es überhaupt ein Ensemble gibt, das in Sepp Blatters schon heute legendärer „interplanetarischen Meisterschaft“ das Recht hat, die Erde zu repräsentieren, dann ist dies der FC Bayern München.

Doch der Erfolg ruft Neider auf den Plan. „Marktbeherrschung, Wettbewerbsverzerrung, Monopol“, das sind die Stichworte, die auch die Politik haben aufwachen lassen. Von einem „Google in kurzen Hosen“ wird auf Brüsseler Fluren hinter vorgehaltener Hand geflüstert.

Aus einem Geheimpapier, das der taz vorliegt, geht hervor, was derzeit im Bundesinnenministerium und der EU-Kommission diskutiert wird, um den Weltfußball zu regulieren. Als Grundlage dienen Seminarpapiere aus den 70er Jahren, die in Umzugskisten linker Sportlehrer gefunden wurden. Schiedsrichter sollen dazu angehalten werden, so ein Vorschlag, nach 30 von niemand gestörten Ballberührungen des FCB abzupfeifen, „damit die anderen auch mal den Ball kriegen“, wie es in dem Papier heißt. „Sonst wär’s ja echt gemein.“

Eine anderer Vorschlag lautet: Gegnerische Teams schlagen den Münchnern ein Ergebnis vor, mit dem sie leben können. Wenn die gütigen Münchner den Vorschlag annehmen, braucht das Spiel gar nicht mehr ausgetragen werden. Wenn es jedoch im Vorfeld nicht zu einer Einigung kommt, reist eine FCB-Delegation an, um dem widerborstigen Gegner eine Lehrstunde zu erteilen. Insider berichten, dass aus der Bundesliga dafür schon Zustimmung signalisiert wurde: „Wir hätten gerne ein 0:4“, soll Hoffenheim mitgeteilt haben, während Hertha BSC selbstbewusst ein „0:1“ für sich reklamiert.

Als kaum durchsetzungsfähig hingegen gilt ein spanisch-italienischer Vorstoß, wonach der FCB nur noch mit sieben Spielern auflaufen dürfe. Ein wissenschaftliches Gutachten, das die EU-Kommission einholte, kommt zu dem Schluss: „Das hilft doch auch nicht.“

Realistische Chancen werden hingegen einem Vorschlag eingeräumt, der dem Vernehmen nach von Innenminister Thomas de Maizière favorisiert wird: Gegner des FCB haben künftig das Recht, jederzeit ein „Time-out“ auszurufen: etwa wenn Arjen Robben gerade auf der rechten Seite den Ball führt und bereits den ersten Gegenspieler ausgespielt hat.

Bislang verweigert sich der FCB noch der Mitwirkung an der Reform, was nach Einschätzung politischer Beobachter auf eine „nicht gerade friedliche Lösung“ hinausläuft. Die Politik müsse in die Lage versetzt werden, „Gegentore notfalls mit militärischer Gewalt zu erzwingen“. Die Entsendung von Bodentruppen auf das Trainingsgelände an der Säbener Straße scheint bereits beschlossene Sache zu sein. Sogar vor dem Einsatz der Kicker-Torjägerkanone wollen die Fußballregulierer nicht zurückschrecken. MARTIN KRAUSS

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