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Die Verdreifacherin

Barbara Hüchting ist eine von 31.250. So viele Menschen arbeiten aktuell bundesweit im Buchhandel. Aber sind sie angesichts der Digitalisierung nicht eine aussterbende Spezies? Weil sich die Leute ihre E-Books zunehmend aus dem Netz ziehen? Wahr ist: Die Ausbildungszahlen im Buchhandel sinken signifikant. Aber Hüchting ist gar keine gelernte Buchhändlerin. Dafür eine sehr erfolgreiche.

Seit sie ihren Laden in Bremen-Findorff 2010 übernahm, hat sich dessen Umsatz verdreifacht. Sie beschäftigt fünf Angestellte und hat für all das jetzt den Gründerinnenpreis des Frauenkultur- und Bildungszentrums „Belladonna“ bekommen.

Hüchting ist eine ebenso herzliche wie resolute Frau, der schon viele Quereinstiege glückten. Sie hat in den USA Literatur studiert, war im Stadttheater Hagen Dramaturgin, dann in PR-Agenturen tätig – und hatte irgendwann den Wunsch, „morgens einen Laden aufzuschließen und abends wieder zu. Am besten einen, in dem Literatur steht“.

Dass sie damit ohne jede kaufmännische Ausbildung ökonomisch so erfolgreich ist, hat auch mit der relativen Randlage zu tun: „In einem Stadtteil wie Findorff kann man eine Stammkundschaft aufbauen“, sagt Hüchting. Während in der Innenstadt, etwa bei Thalia, Filialen schließen, lieben die Findorffer offenbar den Gang zu ihrem Um-die-Ecke-Buchladen. Hüchting veranstaltet mit benachbarten Wein- und Teeläden Literatur-Schoppen, eine Confiserie ist auch dabei. Und der allgemeine Trend bestätigt Hüchtings Konzept der Kundenpflege: Die Buchhandels-Ketten verlieren, Amazon ohnehin, kein Algorithmus kann die persönliche Beratung vor Ort ersetzen. Der Umsatz im Netz-Buchhandel schrieb 2013 mit minus 0,5 Prozent eine „rote Null“.

In Hüchtings „Bücherfenster“ kann man auch E-Books kaufen. „Ich bin niemand“, sagt sie großzügig, „der die neuen Medien und das Internet verteufeln würde.“ 99 Prozent ihres Umsatzes jedoch macht Hüchting mit den guten alten Printprodukten.  HB

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