Wilhelm Tacke empfiehlt: Ab ins Geschichtenhaus!
Das mit der drohenden Erderwärmung haben die Grünen kurz nach ihrem Regierungsantritt in der Freien Hansestadt Bremen ja schnell in den Griff bekommen. So weit, so gut. Nur was machen wir jetzt mit dem nichtvorhandenen Sommer? Unterm Sonnenschirm auf die Terrasse setzen? Lohnt nicht. Kaum hat man Platz genommen, pladderts auch schon los. In den Garten setzen? Zu gefährlich. Die nächste Zecke springt bestimmt. Was also tun?
Zum Glück gibt’s die Museen. Die sind wasserdicht und ob die Sonne scheint oder ob’s regnet, den Kunstwerken macht’s nichts aus. Also nix wie ins Museum! Mein Vorschlag: Besuchen Sie doch mal eines unserer jüngsten: das Bremer Geschichtenhaus. Es erinnert gerade mit einer Ausstellung an seinen Vorläufer, bzw. dessen Gründer. An beide erinnert der im Volksmund zum „Juxmajor“ mutierte pummelige Heilige Jakobus der Ältere. Doch diese Aussage ist schon etwas gewagt. Darf man ihn noch „heilig“ nennen, wo er doch im reformierten Bremen im 17. Jahrhundert das Licht der Kunstwelt erblickte? Noch mystischer wird es, wenn man an die „Geburt“ der St.-Jacobi-Majoris-Bruderschaft denkt, deren Maskottchen, oder sollen wir sagen Patron, der korpulente Herr am Packhaus im Schnoor ist. Und die Geschichte jener Bruderschaft wird im Bremer Geschichtenhaus gerade präsentiert. Da erfährt man, dass anno 1656 „sieben Herren“ sich „beim Weinschenker Jan Petersen beym Schütting“ zusammenhockten, um besagte Bruderschaft zu gründen. Und da gerade der 25. Juli war, nannte man sich nach dem Heiligen Jakobus, weil das sein Namenstag ist. Doch da bleibt die nächste Frage offen: Wieso weiß man im reformierten Bremen 134 Jahre nach der Reformation noch, dass das der Jakobustag ist, wo doch spätestens seit 1580 Heilige in Bremen out sind? Und nach Santiago de Compostela zog’s die „sieben Herren“, die sich später wegen der Apostelzahl auf zwölf aufstockten, auch nicht. Sie wollten lediglich ein Witwenhaus betreiben. Kurzum: Es bleiben Fragen offen. Da aber die Geschichte der Bruderschaft interessant ist, die Brüder inzwischen auch in Begleitung des Autor dieser Zeilen erstmals in Santiago waren, übrigens lange bevor Mengen von Jakobspilgern auf Hape Kerkelings Spuren wanderten, sei ein Gang ins Bremer Geschichtenhaus wärmstens empfohlen und zwar nicht nur, wenn’s draußen regnet.
Bremer Geschichtenhaus, Wüstestätte 10, tgl. 11-18 Uhr, Beginn der letzten Führung: 17 Uhr, ☎ 336 26 50, www.bremer-geschichtenhaus.de
WILHELM TACKE ist Pressesprecher der Katholischen Kirche Bremen
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