: Regen ist schlecht, Sonne gut
Das Volkskundemuseum Schleswig zeigt eine Ausstellung zum Thema „Schlechtes Wetter“. Darin lässt sich zwar kein ganzer verregneter Tag verbringen, dafür wird es von Raum zu Raum wärmer. Offen bleibt aber die Frage, welches Wetter denn nun eigentlich schlechtes ist
Friesennerz und Gummistiefel, die Geschichte des Strandkorbs und Hilfsmittel gegen Regenfrust – das Volkskundemuseum in Schleswig muss gute Wetterfrösche beschäftigen: Rechtzeitig zur derzeit wenig erfreulichen Sommersaison 2007 eröffnete hier eine Sonderausstellung mit dem Titel „Schlechtes Wetter“.
Empfangen werden die Besucher von Figuren, die das Spektrum des schleswig-holsteinischen Klimas abdecken: Gestalten in Ölzeug hier, Surfer in Neopren dort. Dazu gibt es Regen und Sonnenschein in der Realität, in Kunst und Musik: Da dudeln im Hintergrund Schlager, die sich alle irgendwie mit Urlaub und Wetter beschäftigen. Peter Maffay näselt: „Und es war Sommer“, Nina Hagen beschwert sich: „Du hast den Farbfilm vergessen“, und die Beach Boys haben naturgemäß auch etwas zum Thema zu singen.
Der vorgegebene Rundgang beginnt feucht: Es geht um Regen, Sturmflut, Orkane. Erinnert wird an Schleswig-Holsteins Lieblingswinter, den mit der Schneekatastrophe 1978/79, an schwere Fluten und aktuelle Stürme wie, zuletzt, das Orkantief „Kyrill“, das sich dem Land zwischen den Meeren zu Beginn dieses Jahres in bleibende Erinnerung brachte. An den Wänden prangen Bauernregeln, darunter sind Messgeräte und Wetterstationen zu sehen, Carl Spitzwegs „armer Poet“ sitzt als prominentes Regen-Opfer in seinem kargen Bett.
Der „Wetterkunst“ ist ein ganzer Raum gewidmet: hier hängen Arbeiten von Malern, die meisten aus Schleswig-Holstein, die Nebel, Sturm und Wind über Meer und Marsch eingefangen haben. „Der Blick über weite Marschlandschaften“, erklärt der Begleittext, „rief bei niemandem ästhetisches Entzücken hervor“ – bis dann die Künstler kamen und wogende Wolken und dräuende Himmel in Öl oder Aquarellfarben einfingen. Tröstlich: Von Raum zu Raum wird das Wetter angenehmer, und zum Abschluss erinnern Liegestühle und Ventilatoren aus alten Zeiten an richtig heiße Sommer.
Die zu Beginn der Ausstellung aufgeworfene Frage, was schlechtes Wetter eigentlich sei, wird allerdings von dem Rundgang nicht so recht beantwortet. Stillschweigend gehen die Ausstellungsmacher offenbar davon aus, dass Regen schlecht und Sonne gut ist. Damit dürfte die Sonderschau, die noch bis 14. Oktober geöffnet hat, vor allem auf die Bedürfnisse fröstelnder Urlauber eingehen.
Das „schlechte Wetter“ ist in einem Nebengebäude des Museums auf dem Hesterberg untergebracht, die Schau ist nicht sonderlich groß. Ein verregneter Nachmittag lässt sich dort wohl nur schwerlich verbringen – um sich bei einem kurzen Schauer unterzustellen, reicht es aber. Und wenn der Himmel dann aufreißt, ist der Weg zu den anderen Ausstellungen des Museums nicht weit. ESTHER GEISSLINGER
Bis 14. 10., Volkskundemuseum, Hesterberg, Schleswig. Geöffnet täglich 10–18 Uhr. www.schloss-gottorf.de/vkm
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