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Kämpferische Überlebende

Utøya“ steht mit großen roten Buchstaben auf dem Band, das Helene Kaltenborn am rechten Handgelenk trägt. „Ich werde es bis zum nächsten Sommerlager nicht abschneiden“, sagt die 20-jährige Studentin aus Stamsund auf den Lofoten. Sie gehört zu den rund 500 Überlebenden des Blutbads auf Utøya, die heute auf die Insel zurückkehren wollen. Der Besuch ist Teil der gestern begonnenen dreitägigen Trauerfeier, mit der Norwegen der Toten vom 22. Juli gedenkt.

Vier Wochen sind vergangen, seit 69 von Helenes Freunden dort starben. Sechs von ihnen waren aus ihrem eigenen Regionalverband Nordland der Jungsozialisten-Organisation AUF, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist. „Es ist reines Glück, dass ich jetzt hier sitze“, sagt sie im norwegischen Fernsehen. Und lobt die professionelle Hilfe, die sie in der Zwischenzeit bekommen hat: „Noch vor drei Wochen war meine ganze Welt zusammengebrochen. Jetzt kann ich mich wieder freuen und schäme mich nicht dafür.“

Doch vor der ersten Wiederbegegnung mit Utøya hat sie Angst: „Den Geruch dieser Insel wieder zu spüren, den Weg hochzulaufen, auf dem ich geflohen bin, den Platz wiederzusehen, wo ich mich versteckt hatte. Das wird garantiert schwer. Aber es ist sicher eine gute Therapie.“

Den Namen des Terroristen nimmt Helene nicht in den Mund. „Er“ interessiere sie nicht. Warum Energie damit verschwenden, ihn zu hassen?

Stattdessen freut sie sich auf den Wahlkampf. Der am Montag beginnt. Am 12. September sind Kommunal- und Regionalwahlen. Helene war Anfang des Jahres auf Platz 4 der Liste der sozialdemokratischen Arbeiterpartei für das Regionalparlament Nordland nominiert worden. Bei derzeit 19 VertreterInnen ihrer Partei dort dürfte ihr ein Platz sicher sein. Sie will sich vor allem für Jugend-, Schul- und Gesundheitsfragen engagieren. Und hofft, dass ihre Parteifreunde in der Regierung in Oslo endgültig alle Pläne für die Ölsuche vor den Lofoten ad acta legen.„Wir wurden angegriffen“, so Helene – Nirvana und Harry Potter-Fan, Lieblings-TV-Serie: „Mad Men“ –, „weil wir für eine multikulturelle Gesellschaft eintreten: Dafür zu kämpfen ist jetzt noch wichtiger geworden.“ REINHARD WOLFF

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