piwik no script img

Keine Sperren für die Fans

Nordderby Nach reibungslosem Ablauf des Spiels von Werder Bremen gegen HSV am Samstag setzen Organisatoren auf einen Dialog zwischen den Klubs

„Die Sperren waren der einzige Fehler“, sagt Innensenator Ulrich Mäurer ein Jahr danach

Ein „Risikospiel“ – das wird die Begegnung zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV auch am Sonnabend sein. Das glaubt zumindest Rainer Zottmann von der Bremer Polizeiführung. Gemeinsam mit Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hat er am Mittwoch das Konzept der Einsatzkräfte für das Nordderby vorgestellt: Präventive Deeskalation soll Unruhen verhindern.

Bei einem Match der beiden Mannschaften im September 2010 kam es im Gäste-Block zu einer Massenpanik, bei der 17 Polizeibeamte und sieben Fans zum Teil schwer verletzt wurden. Der Vorfall ereignete sich, als eine Gruppe von HSV-Anhängern von der Polizei 20 Minuten aufgehalten wurde und dann die Absperrungen durchbrach.

„Die Sperren waren der einzige Fehler“, sagt Mäurer ein Jahr danach. Die Konsequenz: weder Block- noch Bereichssperren werden dieses Mal errichtet. Stattdessen sollen Gespräche mit Fanvertretern und ein Glasflaschenverbot auf dem Weg zum Stadion helfen, die Situation zu entspannen. Polizeihunde sollen die Fans nur zu sehen bekommen, wenn die Lage eskaliert. Zottmann gab sich optimistisch, dass das Spiel ruhig verlaufen wird. „Wir setzen auf einen Dialog zwischen den Klubs. Letztes Jahr hat das auch funktioniert. Wir hatten – bis auf den tragischen Treppensturz – das ruhigste Spiel seit Jahren.“

Polizeibeamte sollen die rivalisierenden Fußballfans auch diesmal trennen. Bis zu 600 Beamte werden beim Nordderby eingesetzt – etwa fünf Mal so viele wie bei einem gewöhnlichen Spiel. „Es gibt inzwischen in Norddeutschland Probleme, Hundertschaften aus nahe gelegenen Bundesländern heranzuziehen“, klagt der Senator. So würden am kommenden Wochenende Beamte aus Rheinland-Pfalz anrücken, was die Stadt teuer zu stehen komme.

Die Organisatoren haben laut Mäurer aus der Massenpanik im vergangenen Jahr „wichtige Lehren“ gezogen, sagt Mäurer. Aber der Spielstart wurde nicht auf den frühen Nachmittag verlegt, kritisierte Mäurer. „Aus polizeilicher Sicht wäre es besser, wenn das Spiel noch vor Abend beendet wäre“, sagte er. Die Fans wollten damals schnell nach Hause.

Nun ist der Beginn nach wie vor auf 18.30 Uhr angesetzt. Die Weigerung des DFL, das Nordderby zu verschieben, bezeichnete er als „unsensibel“.

Als unsensibel dürfte in Hamburg auch der „Fuck HSV“-Schriftzug gelten, den Unbekannte Werder-Fans auf einem Rasenstück am Osterdeich mithilfe von Unkrautvernichtungsmitteln angebracht haben. Genau dorthin sollen die Fans am Samstag mit Shuttle-Bussen gebracht werden. Zottmann hofft, dass Stadtgrün die Spuren bis zum Spiel beseitigt, denn „bei aller sportlicher Rivalität sollen sich die Hamburger SV-Fans in Bremen als Gäste fühlen.“

Julia Rotenberger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen