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Eine Ode an das weiße Pulver

DER ZWEITAGEWINTER

Übers Wetter wird ja immer geschimpft. Mit einer Ausnahme: der Winter 2014 in Berlin. Der war, ums es vorsichtig zu sagen, superspitzenklasse.

Das fängt schon damit an, dass er auf dem Kalender ganz genau einzuordnen ist. Es handelte sich um den Montag und Dienstag der vergangenen Woche. Wer am Sonntag ins Bett ging, ahnte nicht, dass er am folgenden Morgen auf fast 20 Zentimeter schönsten Neuschnees unter blauem Himmel würde blicken dürfen. Und auch wer fürchtete, deshalb an Silvester keine Böllerbatterien zünden zu können, hatte Glück: Schon am Mittwochmorgen war von der, ja, sagen wir es ruhig mal: weißen Pracht nichts mehr zu erahnen. Ein echtes Wintermezzo also, noch dazu mitten in den Ferien.

Der Platz reicht gar nicht aus, all die Vorteile eines so komprimierten Schneeeinfalls aufzuzeigen: Die Kinder konnten sich stundenlang auf den Rodelpisten austoben und Schneeballschlachten wie aus dem Bilderbuch vollführen; die Stadt lag einfach nur malerisch da, weil, bevor der Schnee zu dreckigem, von Hundepisse, Schmodder und Eisbrocken verunstalteten Matsch wie sonst üblich wurde, er auch schon wieder verschwunden war. Selbst die unvermeidlichen Pannen und Ausfälle bei der S-Bahn hielten sich in erträglichen Grenzen, und all jene, die vor dem weißen Pulver aus Süddeutschland geflohen sind oder es für ein längst überkommenes klimatechnisches Relikt aus dem 20. Jahrhundert halten, konnten sich gerade so lange unter ihren Bettdecken verkriechen, wie es eben auszuhalten ist.

Nörgelt da nun doch jemand, von wegen Kurzzeitkälte und Klimawandel? Also bitte: Wer wirklich Schnee will, soll doch dorthin fahren, wo er hingehört. Wir freuen uns derweil auf das Wintermezzo Ende 2015. BERT SCHULZ

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