DIE LIEBESERKLÄRUNG: Diether Dehm
DER KÜNSTLER, UNTERNEHMER UND POLITIKER MACHT DERZEIT IMMER WIEDER VON SICH REDEN. ER VERIRRT SICH AUS PRINZIP
Was hat dieser Mann nicht schon alles gemacht. Er hat uns Lieder geschenkt, die noch heute auf Demos erklingen. „Das weiche Wasser bricht den Stein“ und „Was wollen wir trinken“ sind Klassiker. Diether Dehm ist ein Barde. Diese Spezies ist eigentlich ausgestorben, aber er hat überdauert. Er sang als Lerryn – laut einer Legende eine Kombination aus Larry und Lenin. Er war als Manager von Katarina Witt und Wolf Biermann tätig – und nebenher auch als IM für die Stasi. Heute ist der Multitasker in der Linkspartei. Und da er seine Dialektik gelernt hat, wusste er sich neuen Gegebenheiten anzupassen – und fand ein neues Publikum. „Das weiche Wasser“ etwa galt noch als inoffizielles Parteilied der SPD, als Dehm sie schon verlassen hatte (müssen).
Dehm hat keine Angst, Bündnisse dort zu schließen, wo sie sich auf breiter Front anbieten: gegen den kriegerischen Imperialismus, den deutschen, aber vor allem gegen den US-amerikanischen und den israelischen. Neulich führte er mit Ken Jebsen den „Friedenswinter“, um dem Bundespräsidenten zu zeigen, was das Volk möchte: Frieden. Und als vor zwei Wochen ein Shitstorm den Titel der Neujahrsfeier der Europäischen Linken „1945 – Befreiung von kapitalistischer Barbarei“ hinwegspülte, wer bewarb ihn standhaft bis zum Ende? Dehm. Er nannte die Deutsche Bank ein „Krebsgeschwür“, verglich die Wahl zwischen Wulff und Gauck mit der zwischen Hitler und Stalin.
Es sind solche Äußerungen, die ihm jüngst eine Niederlage vor Gericht einbrachten – der Journalist Hajo Schumacher darf nun sagen, dass Dehm einen „an der Waffel“ habe. Aber er ist eben nicht wie andere Politiker.
Während die überlegen, an Worten feilen, hat er sich eine tolle Fähigkeit erhalten, eine Entertainerqualität: Diether Dehm spricht mit seinem Herzen! Seinen Verstand lässt er ruhen. SONJA VOGEL
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