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Zwischen den Noten hören

Musik wird niemals den Schmerz ausdrücken, den Menschen empfinden können. Kompositionen können lediglich eine Idee von der Angst, dem Wahn und den Zweifeln geben, die etwa die Bevölkerung eines Landes erlebt, das von einem Diktator beherrscht wird. Dimitri Schostakowitschs 5. Sinfonie, 1937 uraufgeführt, ist ein Werk, das erst spät seinen düsteren Gehalt offenbarte. Nach seiner Oper „Lady Macbeth aus dem Landkreis Mzensk“ war der russische Komponist bei Stalin in Ungnade gefallen und fürchtete um sein Leben. So versteckte Schostakowitsch daher seine Kommentare aus Satire und grotesken Bildern hinter einem Gerüst formeller Kontrolle, wie den von Stalin geforderten leicht bekömmlichen Märschen und Tänzen. Die 5. Sinfonie atmet quasi Bedrückung, die in erzwungener Lebensfreude gipfelt. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit seinem Dirigenten, dem Letten Mariss Jansons, erhielt im vergangenen Jahr den Grammy für die Einspielung Schostakowitschs 13. Sinfonie und bildet mit diesem Abend nur einen der Höhepunkte des Musikfests Berlin. Das Leben in den musikalisch urbanen Zentren des frühen 20. Jahrhunderts und mit ihnen Claude Debussy, Charles Ives und Edgar Varese stehen im Fokus des Fests. Mit der Uraufführung von Hans Werner Henzes Konzertoper „Phaedra“ wird vom 6. bis 10. 9. aber auch ein zeitgenössisches Werk die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nicht zuletzt durch den bildenden Künstler Olafur Eliasson, der für dieses Spiel um Götter und Menschen das Raumkonzept schuf. Ein spannendes Unterfangen, lässt Elisson doch Natur und deren maschinengleiche Inszenierung immer wieder zwischen Wissenschaft und soziologischer Versuchsanordnung erscheinen.

Schostakowitsch: 2. 9., 20 Uhr, Einführung: 19 Uhr, Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. 1, Tickets: 15 bis 78 Euro, Tel. 25 48 92 30 o. 25 48 89 99

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