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MALTE KREUTZFELDT ÜBER SIEMENS-AUSSTIEG AUS DER NUKLEARINDUSTRIE Willkommen in der Wirklichkeit!

Es klingt wie eine Kapitulation vor den Atomkraftgegnern: Der größte deutsche Industriekonzern steigt komplett aus der Nukleartechnik aus.

Eine Kapitulation ist die Entscheidung tatsächlich – aber weniger vor der gesellschaftlichen Stimmung in Deutschland, wo schließlich auch vor Fukushima keine neuen AKWs geplant waren. Sondern eher vor der globalen Wirklichkeit, die den von der Branche lange behaupteten Nuklearboom zunehmend unwahrscheinlicher erscheinen lässt. Und das ist noch besser.

Der Konzern hat sämtliche deutsche Atomkraftwerke gebaut, war wichtiger Partner des französischen Atomriesen Areva bei der Entwicklung neuer Reaktoren und wollte zuletzt mit dem russischen Staatskonzern Rosatom ein neues Joint Venture starten.

In der Vergangenheit haben die Proteste das Unternehmen nicht groß gekümmert. Wenn Siemens nun eine Wende vollzieht, muss es dafür harte betriebswirtschaftliche Gründe geben. Der Rückzug zeigt, dass selbst Siemens nicht mehr an eine rosige Zukunft für die Atomkraft glaubt.

Diese Erkenntnis kommt spät. Schon vor Fukushima hätten die schlechten Erfahrungen mit den Neubauten in Finnland und Frankreich die Euphorie bremsen müssen. Dennoch hielt Siemens fest an der Erzählung vom weltweiten Neubauboom und den großen wirtschaftlichen Chancen, die dieser böte.

Bei den erneuerbaren Energien hingegen ist der Konzern längst ein wichtiger Akteur, vor allem in der Offshore-Windkraft und bei solarthermischen Kraftwerken. Hier will das Unternehmen weiter wachsen. Eine gute Entscheidung: Anders als bei der Atomkraft sind die Branchenprognosen bei den Erneuerbaren bisher stets übertroffen worden.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9

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