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manasseh ishiakuStehaufmann

Auch Berti Vogts kannte Manasseh Ishiaku kaum, bevor der Stürmer in diesem Sommer vom FC Brügge zum MSV Duisburg wechselte. Als Trainer der nigerianischen Nationalmannschaft hat Vogts prominentere Stürmer im Auge gehabt, doch spätestens seit Samstagabend, als Ishiaku mit vier Toren aus vier Spielen überraschend an der Spitze der Torjägerliste der Bundesliga auftauchte, dürfte Vogts sich wieder ernsthaft mit ihm beschäftigen. Vogts war wie schon beim anderen Doppelpack Ishiakus in Dortmund am ersten Spieltag nicht anwesend. Er hat etwas verpasst.

Mit welch einer Dynamik sich der 24-Jährige vor seinem 2:0 durch die Bielefelder Abwehr hindurch bewegte und abschloss, das versetzte das Publikum in einen für Duisburger Verhältnisse ziemlich seltenen Zustand der Verzückung. So etwas gab es hier, wo man gerade mit viel Willenskraft und solider Arbeit aufgestiegen ist, lange nicht zu sehen. Dieses Tor hatte die Aura des Außergewöhnlichen, die derzeit so oft in den Franck-Ribéry-Endlosschleifen der Fernsehsender zu bewundern ist. „Jeder andere Bundesligaspieler wäre dort gefallen“, sagte Duisburgs Trainer Rudi Bommer nach dem 3:0-Sieg seiner Mannschaft gegen Arminia Bielefeld. Ishiaku erzielte zwei Treffer selber, und das 1:0 durch den Brasilianer Maicon hat der Neuzugang vom FC Brügge indirekt vorbereitet.

„Wenn Sie schauen, Ishiaku, der geht mit der Brust dort hin, wo andere mit dem Kopf hingehen“, sagte der Trainer begeistert, und charakterlich passe der neue Stürmer auch sehr gut in diese Mannschaft, die noch in der vorigen Saison als menschlich schwierig galt. Nun sei der Umgang „viel einfacher“, sagte Bommer, und das liege auch an der fröhlichen Art von Ishiaku, dessen Integration durch einen Zufall enorm erleichtert wurde.

In Duisburg spielt nämlich auch der Kameruner Mohamadou Idrissou, und dessen Opa, ein Nigerianer, hat ihm einen seltenen Dialekt beigebracht, den auch Ishiaku beherrscht. „Jetzt können die beiden sich da in ihrer Schlangensprache unterhalten“, sagte Bommer, und das trage zum Wohlbefinden beider bei. „Ich bin sehr fröhlich, und wenn ich glücklich bin, dann schieße ich auch mehr Tore“, sagte der Held des Tages selber.

DANIEL THEWELEIT

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