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Es liegt Marktversagen vor

betr.: „Der hausgemachte Ingenieur-Mangel“, taz vom 28. 8. 07

Der Ingenieur-Mangel ist tatsächlich hausgemacht. Aber schuld ist nicht allein die Regierung, sondern vor allem die Wirtschaft. Denn seit Jahren sinken die Einstellgehälter für Ingenieure und Naturwissenschaftler, obwohl gleichzeitig seit Jahren über einen Mangel geklagt wird. Es liegt Marktversagen vor. Das fehlende Angebot müsste die Gehälter nach oben treiben und damit den Beruf attraktiver machen. Warum geschieht das nicht? Weil die Arbeitgeber Umgehungsstrategien gefunden haben. Zum einen suchen sie Spezialisten, die es auf dem Markt gar nicht geben kann, weil sie über betriebliche Erfahrungen verfügen müssten. Und so werden dann statt Festeinstellungen von Ingenieuren Leihkräfte eingestellt, die weniger kosten und weniger verdienen. Oder es werden nur befristete Jobs angeboten, die auch noch schlecht bezahlt sind. Oder die Ingenieursstellen werden mit Studenten besetzt, die sich gern einige hundert Euro dazuverdienen. Letztlich gibt es dann noch die Absolventen, die gern – weil sie meinen, dadurch bessere Arbeitsmarktchancen zu haben – auch noch promovieren und während dieser Zeit mit wenig Geld zufrieden sind. Es gibt Betriebe, deren Belegschaft zu 50 Prozent oder mehr aus Studenten und Doktoranden in solchen prekären Beschäftigungsverhältnissen besteht. Eine Öffnung der Grenzen würde die Situation nicht entspannen, sondern verschärfen.

Was ist zu tun? Da sind die Betriebsräte gefordert, die auch für Studenten und Doktoranden einen funktionsgerechte Bezahlung erstreiten müssen und keine Rücksicht darauf nehmen dürfen, dass die Kollegen auch mit weniger Geld zufrieden sind. Da ist die Regierung gefordert, die zum Beispiel durch Aussetzen der Befristungsmöglichkeit in Mangelberufen für eine höhere Attraktivität sorgen kann. Schließlich könnte die Regierung auch die Arbeitnehmerüberlassung strenger regeln, so dass Arbeitnehmer in Mangelberufen auf jeden Fall genauso bezahlt werden müssen wie die im Betrieb Beschäftigten und nicht mehr die Möglichkeit besteht, durch schlechtere Tarifverträge das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ zu unterlaufen. Man muss es nur wollen und sich trauen, dann geht es auch, den Ingenieurs-Mangel zu beherrschen. Ach ja, und dann kann es ja auch noch den Arbeitgeber geben, der nicht versucht, die Mitarbeiter für möglichst wenig Geld zu bekommen, sondern, weil er gute Leute haben will, bereit ist, immer 10 Prozent mehr zu bezahlen als die anderen. FRIEDRICH-K. BECKMANN, Pinneberg

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