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ES GIBT GENUG SCHWACHMATEN, DIE KOHLE HABEN OHNE ENDE. JETZT BIN ICH DRAN. AUF DER SUCHE NACH EINEM ANGEL IM SILICON VALLEYHow are you

INGO ARZT

Auf dem Weg ins Silicon Valley träumte ich von einem Fluss. Er ist sehr mächtig, führt aber kein Wasser, sondern Gold, Diamanten und Bündel von Dollar und Euro. Ich will aus seinen reichen Wogen schöpfen. Doch ich bin gelähmt. Mein Körper brennt wie Feuer und rührt sich nicht.

Das ist das schlechte Gewissen wegen meiner Geldgeilheit, denke ich, als ich schlaftrunken aus dem Flugzeugfenster blinzle. Unter mir die San Francisco Bay, die Wiege der Hippies und Milliardäre. Der Ort meines ersten Versuchs, Millionär zu werden. Ich verwette nämlich meinen Arsch und mein Seelenheil darauf, dass ich jederzeit richtig Asche machen kann. Es gibt genug Schwachmaten, die Kohle haben ohne Ende. Man muss sich nur der Gier hingeben. Daran glauben. An sich. An die Idee.

In wenigen Tagen steigt im Valley ein Pitch und ich will mitmachen. Im Valley geht allerlei, um Investoren mit hochintelligenten, blutjungen, superkreativen, leicht autistischen Tech-Talenten wie mir zu vernetzen. Gemeinsame Marathons, Tennis, Yoga, Pool-Partys, Meditation.

Ich zähle im Fachjargon zu den „Founders & Dreamers“, die Investoren heißen „Angels“, und auf der AngelList haben Typen mit viel zu viel Geld Accounts wie bei Facebook angelegt, mit lustigen Profilfotos. Jude Gomila zum Beispiel trägt ’ne saucoole Sonnenbrille und hat Geld in ZenPayroll investiert. Ich hab’s auch zum Jux versucht, sollte aber mindestens 25 K an ZenPayroll überweisen, also 25.000 Dollar. Hab abgebrochen.

Außerdem will ich selbst Kohle, mit dieser Idee: eine App. Sie heißt „How are you“. Sie ist genial. Du ditschst auf die App und wählst zwischen einem lächelnden, einem weinenden und einem neutralen Smiley. Je nachdem, wie du gerade drauf bist. Und das sehen ALLE deine Freunde im Netz, deinen How-are-you-Smiley, und wissen sofort: Hey, dem Dingsbums geht’s heute so und so. Nebenbei liest How are you dein gesamtes Handy aus, und nach einem Jahr verkauf ich das Ding für ’ne Mille an Facebook.

Aber erst mal muss ich beim F50 Ventures Fund zum Pitch und eine Onlinebewerbung ausfüllen. Firmenname? How-are-you-Cooperation. Homepage? taz.de. Dann muss ich How are you einem Themengebiet zuordnen: Smart Hardware, IoT, Robotics, Wearables, AI, Future Tech., 3D Printing, Smart Cities, Drones/UAVs, Fitness, Architecture/Analytics. Kein Trichter, eine Drohne bau ich jedenfalls nicht. Und was ist IoT? Ich nehme Future Tech.

Bei dem Feld „Suchen Sie Investitionen von 500 K bis 3 M $?“ wähl ich Ja. Zuletzt noch die gewünschte Summe eingeben, sehr feierlich, meine Stimmung jetzt: 1.000.000 $.

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

DienstagSonja VogelGerman Angst

MittwochAnja MaierZumutung

DonnerstagRené HamannUnter Schmerzen

FreitagMeike LaaffNullen und Einsen

MontagCigdem AkyolDown

Alles fertig und dann das: „Zahlen Sie eine Anmeldegebühr von 75 Dollar.“ 75 Dollar? 75 Dollar??? Haben die noch alle Tasten am Smartphone? Ich hab keine verdammten 75 Dollar, ihr Kapitalistenschweine. Alles vorbei. Aus. Ich starre auf den Bildschirm. Würde gern meinen How-are-you-Status auf )-: ändern, aber es gibt kein How are you, wird es nie geben. Ich weine.

PS: Bitte spenden Sie an mich, damit ich reich werde. Das wird Sie glücklich machen.

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