Kein Abschied auf Raten

Nach 35 Jahren auf der Bühne verabschiedet sich die Liedermacherin Bettina Wegner mit einer letzten Tour. An ihrer Seite: Freund und Weggefährte Wolf Biermann

Bettina Wegner? Vielleicht ist ihr Name nicht mehr so bekannt, aber mit einiger Sicherheit dürfte ihr eindringlicher Song „Kinder“ auch denen noch in Erinnerung sein, die die Krabbelgruppe und das Pfadfinderlager noch nicht so lange hinter sich haben: „Sind so kleine Hände, winzige Finger dran / Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann…“ Bettina Wegner hat Stasi und staatliche Repression in der DDR erlebt, hat gegen Unterdrückung und Auftrittsverbote angekämpft und sich für andere Künstler eingesetzt. Zum Beispiel, als Wolf Biermann 1976 aus der DDR ausgewiesen wurde. Bis auch sie 1983 dem wachsenden Druck der Staatsführung nicht mehr standhalten konnte und die DDR verließ.

Ihre beiden Alben „Sind so kleine Hände“ (1979) und „Wenn meine Lieder nicht mehr stimmen“ (1980), gesungen mit einer festen, manchmal zornigen und immer auch einfühlsamen Stimme, fordernd und eindringlich, trafen im Westen auf die aufbegehrenden sozialen Bewegungen: Zwischen Frauen- und Friedensbewegung, aufstrebenden Grünen und einer ökologischen Alternativbewegung sang Bettina Wegner über persönliche Beweggründe, über Trauer, Freude, Liebe und Kampf für eine gerechte Welt. Davon hat sie bis heute nicht abgelassen. Immer noch ist sie engagiert gegen Rassismus und Neonazis aktiv, unterstützt Frauenhäuser oder streitet für die Aufhebung des Todesurteils gegen Mumia Abu-Jamal.

Nun ist Bettina Wegner zum letzten Mal auf Tour. In Hamburg wird dabei ein alter Freund und Weggefährte mit ihr auf der Bühne stehen: Wolf Biermann. Das ist irgendwie passend, die beiden haben ja einen Teil ihres politischen Wegs von Deutschland nach Deutschland gemeinsam verbracht. Doch es ist auch ein bitterer Beigeschmack, diesen Biermann an der Seite von Bettina Wegner zu hören, nachdem der sich geradezu bedingungslos an die Seite von George Bush gestellt und den Irak-Krieg unterstützt hatte. Für Wegner ist Biermann ein Freund, sagt sie, und findet einige seiner Positionen, die er in den letzten Jahren ungefragt von sich gegeben hat, „ulkig“. Und sie findet: „Der redet auch immer viel zu viel auf seinen Konzerten, statt lieber seine Lieder zu singen.“

Bettina Wegner wird singen, ein wenig wie aus einer vergangenen Zeit, aber über Gefühle und Themen, die an Bedeutung noch nichts verloren haben. Und mit einer Stimme, die eindringlicher ist als früher. DIRK SEIFERT

So, 23. .9, 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36. Als Gast: Wolf Biermann