: Rote Karte für die Blechlawine
Beim Umweltfest im Bahnhof Südkreuz erneuerte Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) ihre Hoffnung, mit der Umweltzone die Luft zu verbessern. Die Meinung unter der Bevölkerung ist geteilt
VON JENNY BOHSE
Drei Monate vor Einführung der Umweltzone innerhalb des S-Bahn-Rings betont Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) noch einmal die Bedeutung der Umweltzone für die Berliner Luft. Auf dem Umweltfest der S-Bahn am Bahnhof Südkreuz diskutierte sie am Samstag unter der Fragestellung „Was bringt die Umweltzone Berlin?“ mit Vertretern der S-Bahn, des ADAC und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.
„Die Einführung der Umweltzone wird im Wesentlichen drei positive Auswirkungen haben“, prognostizierte die Senatorin. Die Luft in der Innenstadt werde durch das Fahrverbot für Autos mit besonders hohen Emissionen erheblich verbessert. Zudem werde die Bevölkerung für den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit sensibilisiert und so auch der Automobilmarkt hinsichtlich umwelttechnischer Kriterien verändert.
S-Bahn-Chef Tobias Heidemann bekräftigte die Aussagen der Senatorin und betonte mehrfach die Vorzüge des S-Bahn-Fahrens. „Man kommt nicht nur schneller, sondern auch bequemer, billiger und sicherer zur Arbeit“, sagte er.
Eine andere Sicht auf die Umweltzone hat Eberhart Waldau, Vorstandsmitglied im ADAC Brandenburg. Er äußerte „schwere Bedenken“ über die Art und Weise, wie die Umweltzone eingeführt werden soll. „Der Senat will die Zone mit Gewalt durchsetzen“, schimpft er. Dabei vergesse man, was für ein enormer Verwaltungs- und Kostenaufwand damit verbunden wäre. Die 90.000 betroffenen Fahrzeuge würden sich in den nächsten drei bis fünf Jahren ohnehin „von selbst erledigen“. Er kündigte an, die ADAC-Mitglieder bei Klagefällen zu unterstützen.
Reinhart Kühne vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ging noch weiter – allerdings in die andere Richtung. Er bezeichnete die Umweltzone als „Pipifax“, mit dem nur „an der Oberfläche gekratzt“ werde, und plädierte für eine wesentlich konsequentere Umstellung auf elektrisch betriebene Verkehrsmittel.
Unter den Bürgerinnen und Bürgern, die auf das Fest gekommen waren, zeichnete sich ebenfalls eine geteilte Meinung ab. „Das ist doch alles Blödsinn“, schimpfte der ehemalige Kraftfahrer Herbert Schack. Wenn, dann müsse jeder selbst darauf achten, weniger Auto zu fahren. Solche Regelungen mit Ausnahmen brächten doch nichts. Ein anderer Gast stand der Umweltzone dagegen wohlwollender gegenüber. „Ich finde es richtig, dass wenigstens versucht wird, die Umwelt zu schonen“, sagte er. Er bekomme keine Plakette mehr, da sein Auto zu alt sei. „Aber ich habe kein Problem damit, es abzustellen und mit der S-Bahn zu fahren“, versicherte er.
Die Senatsverwaltung für Umwelt hatte die Einführung der Umweltzone Mitte März beschlossen. Demnach dürfen alle Fahrzeuge, die über den vorgegebenen Abgasstandards der EU liegen, nicht mehr im Innern des S-Bahn-Rings fahren. Alle anderen Autofahrer müssen ihr Auto bis Ende des Jahres mit einer Plakette versehen. Je nach Farbe – Rot, Gelb oder Grün – sind die Fahrzeuge nach Schadstoffgruppen gekennzeichnet und dürfen bis mindestens 2010 innerhalb des Rings gefahren werden. Betroffen vom Fahrverbot sind laut Senat lediglich 7 Prozent der 1,2 Millionen angemeldeten Fahrzeuge.
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