soundtrack:
Ja, klar, wir wissen schon: Das Reeperbahn Festival geht in die nächste Runde. Doch auch abseits davon gibt es in dieser Woche manche musikalische Entdeckung zu machen: Wie wär’s denn mit Musik aus dem Senegal? Laye Diop etwa ist gemeinsam mit Chakas A. Rahtman im Kulturhaus 73 zu erleben, Musiker, die zwischen Reggae, Funk, M’balax und Salsa hin- und herhüpfen, dass es einem schwindelig wird.
Jetzt aber wirklich ab auf das Reeperbahn-Festival: Zum Beispiel am Donnerstag in die Prinzenbar zu Mr. Brown, die dort um kurz nach neun spielen werden. Gitarre. Gesang. Schlagzeug. Bass. Mehr brauchen „Mr. Brown“ nicht. Denn die Band aus Hamburg hat sich einem Genre verschrieben, bei dem weniger eher mehr ist. Beatpunk und Garagenrock, irgendwo zwischen den „Hives“, den „Strokes“ und den „Small Faces“ ist ihr Fach. Und das ist das Gute an „Mr. Brown“: Stücke wie „Yeah“, „Wonderful Day“ oder „Summer“ geben nicht vor, mehr zu sein, als sie sind: einfache, perfekte, sehr energische Drei-Minuten-Nummern. Musik für den Augenblick.
Am Montag müssen wir natürlich in die Fabrik zu Broken Social Scene aus Toronto. Hört man ein Album der Band um Kevin Drew und Brendan Caning, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kammer-Pop, Postrockiges, Lo-Fi-Experimente, die unterschiedlichsten Instrumente lärmen und streicheln, Gitarren und Synthesizer umarmen sich – eine klingende musikalische Wunderkammer, eine Musikcollage, die auf köstlichste Weise alles andere als disparat klingt.
Auch ureigen, aber eher partyesk wird es im Knust: Hilfe, Superpunk spielen auf dem Reeperbahn-Festival! Was Sie dort erwartet? Ein Männerabend mit feuchtfröhlichem Revoluzzer-Appeal, das ehrlich-authentisch-verschwitzte Soul-Ding halt, gemischt mit einem deftigen Schlag Kellerpunk, rebellische Texte über das Sich-nicht-unterkriegen-Lassen, über das Im-Clinch-mit-der-ganzen-Welt-Liegen, der männerbündlerische Schrei nach Gerechtigkeit zwischen den schmutzigen Tasten der Soul-Orgel, der Ruf nach neuen Zähnen, nach der Weltrevolution – nicht morgen, sondern in drei Minuten. Und schließlich und vor allem: die schöne Selbstversicherung, nicht allein zu sein.
Eines noch, nur noch eines, aber ein ganz besonderes: Die Stars spielen im Rahmen des Reeperbahn-Festivals im Uebel & Gefährlich. Eine Band, bei der Schönheit und Schrecken eng beieinander liegen. Horrorfilme, die aussehen wie Liebesromanzen, sagt Stars-Sänger Torquil Campbell, wären sein ultimatives Genre. Und stets sind sie auf der Suche nach der großen, glamourösen, glitzernden Pop-Melancholie. Im Epizentrum all der Schönheit funkeln die Stimmen von Amy Millan und Campbell, die sich umgarnen, umflüstern, umraunen. Musik, die Herzen entzündet. Sie wissen schon. MAREK STORCH
Laye Diop: Do, 27. 9., 21 Uhr, Kulturhaus 73 Mr. Brown: Do, 27. 9., 21.20 Uhr, Prinzenbar Broken Social Scene: Mo, 1. 10., 21 Uhr, Fabrik Superpunk: Fr, 28. 9., 21.30 Uhr, Knust Stars: Fr, 28. 9., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich
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